Der belgische Chemiekonzern und Kunststoffhersteller Solvay will den französischen Konkurrenten Rhodia schlucken. Solvay bietet für die ehemalige Chemiesparte von Rhône-Poulenc 31,60 Euro pro Aktie, was einem Gesamtwert von 3,4 Milliarden Euro entspreche, teilte das Unternehmen am Montag in Brüssel mit.
Durch den Kauf, der als "freundliche Übernahme" gelte, entstehe ein Spezialchemie-Weltmarktführer mit zwölf Milliarden Euro Umsatz. Den Zukauf will Solvay komplett aus eigenen Mitteln bestreiten.
Solvay hatte 2009 das Pharmageschäft an den US-Konzern Abbott Laboratories verkauft und dadurch 4,5 Milliarden Euro in die Kasse bekommen. Schon damals hatte der Konzern angekündigt, den Erlös in das Chemie- und Kunststoffgeschäft zu stecken.
Mit dem Schritt will Solvay sein Geschäft auf eine breitere Basis stellen und sich neue Märkte in Schwellenländern erschließen. "Wir sehen die Möglichkeit, das operative Ergebnis durch die Akquisition auf fast zwei Milliarden Euro zu verdoppeln", sagte Solvay-Chef Christian Jourquin. Das Einsparpotenzial nach der Übernahme beziffert Solvay auf jährlich 250 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren.
Der Kauf solle bis August abgeschlossen sein. Das Angebot ist ein Aufschlag von 50 Prozent auf den jüngsten Schlusskurs von Rhodia, berichtete Solvay. Das Angebot sei vom Rhodia-Direktorium einstimmig angenommen, am Sonntag sei bereits ein Rahmenvertrag unterzeichnet worden. Rhodia-Vorstandschef Jean-Pierre Clamadieu soll in den Solvay-Vorstand aufrücken.
Solvay und Rhodia: 30.000 Mitarbeiter weltweit
Der börsennotierte Chemiekonzern Solvay ist ein Kunststoffspezialist mit Sitz in Brüssel. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Polymere, Soda und Wasserstoffperoxid. Im vergangenen Jahr kam der Konzern mit 16.800 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 7,1 Milliarden Euro.
Der französische Konkurrent Rhodia beschäftigt 14.000 Mitarbeiter in 52 Ländern. Der Umsatz 2010 belief sich auf 5,2 Milliarden Euro. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben weltweit führend bei Produkten aus Rohstoffen wie Silizium und seltenen Erden, Verbraucherprodukten wie Tensiden, natürlichen Polymeren und Azetat sowie Plastikprodukten aus Polyamiden.
belga/dpa/jp