Sie sollen auch Diabetes anhand eines Fragebogens erkennen oder testen, ob jemand eine Streptokokkeninfektion hat, auf Hautkrebs oder Fettleibigkeit untersuchen und den Blutdruck messen. Sie könnten auch Patienten mit Anzeichen einer Depression zu einer geeigneten Hilfestelle weiterleiten.
Die Idee kommt vom Föderalen Apothekerrat. Das ist ein Beratungsgremium von Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke. Der selbst hat nämlich den Auftrag gegeben, darüber nachzudenken, wie man die Aufgaben zwischen einzelnen Berufsbildern in der Gesundheitsbranche neu aufteilen kann.
Das Argument des Apothekerrats: Jeder dritte Diabetespatient kenne seine Diagnose nicht, weil er sich nicht testen lasse. Dann doch lieber schnell einen Test in der Apotheke machen und bei Auffälligkeit direkt zum Arzt, statt gar nicht erst zum Arzt zu gehen, weil das zu aufwändig ist. Im Ausland würden solche Tests beim Apotheker gute Ergebnisse liefern. Daher lässt der Apothekerrat auch nicht das Argument gelten, dass solche Dienstleistungen zum Nachteil von Ärzten sein.
Ärzte sind von diesem Vorschlag wenig begeistert. Sie befürchten, dass ihr Berufsstand sehr wohl ausgehöhlt wird. Die Apotheker würden sich die Rosinen in der Gesundheitsvorsorge herauspicken.
Ein Sprecher der Belgischen Vereinigung der Ärzteverbände sagt in De Standaard: Wir wollen weiterhin unsere Aufgabe auch in der Prävention wahrnehmen. Sie befürchten, dass auch das Vertrauensverhältnis zum Arzt beschädigt wird, wenn man für viele kleinere Dinge zum Apotheker geht, statt zum Arzt. Außerdem sorgen sie sich um den Datenschutz: Müssen Patienten dann in der Apotheke ihre Krankheitsgeschichte erzählen, während direkt dahinter schon der nächste Kunde in der Schlange wartet?
Am 8. Mai erhält der Hohe Gesundheitsrat die konkreten Ideen. Der Gesundheitsrat soll dann darüber beraten und am 30. Juni eine Empfehlung an Minister Vandenbroucke aussprechen. Ziel sei es, mehr Effizienz im Gesundheitssystem zu schaffen und zu schauen, wie sich die Arbeit von Hausärzten und Apotheken besser ergänzen könne, ohne dass es zu Überschneidungen kommt.
ds/okr