Wenn es allein nach dem Namen ginge, wäre wohl klar, welche Zeit die bessere ist. Denn nur die Allerwenigsten dürften dem Winter den Vorzug vor dem Sommer geben. Entsprechend setzen viele Menschen die Umstellung auf die Sommerzeit mental gleich mit dem Frühling, mit der Rückkehr des Sommers, der Wärme und der schönen Tage allgemein. Und auch die lauschigen Sommerabende kann man nun mal am besten genießen, wenn es später dunkel wird.
Körperlich betrachtet fällt die Antwort allerdings anders aus, sagt Myriam Kerkhofs im Radio der RTBF. Sie ist Doktorin der Psychologie und Schlafexpertin. Für den Körper und damit für unser Wohlbefinden ist die Winterzeit besser, so Kerkhofs. Diese Einschätzung wird auch von den meisten anderen Experten geteilt. Das hat biologische Gründe: Die Winterzeit entspricht eher dem Rhythmus der Sonneneinstrahlung. Und diese Sonneneinstrahlung ist essenziell für die Steuerung unserer inneren biologischen Uhr.
Die biologische Uhr entspricht nicht dem 24-Stunden-Rhythmus
Die Betonung liegt dabei auf "entspricht eher". Denn im Durchschnitt ist unsere biologische Uhr nicht auf die 24 Stunden einer normalen Uhr geeicht. Die Folge: Je nach Person "verliert" unsere innere Uhr täglich zehn, 15 oder sogar 20 Minuten - Zeit, die immer wieder "aufgeholt" werden muss. Das wird natürlich umso schwieriger, je mehr Zeit aufgeholt werden muss. Und da schlägt die Stunde mehr, die mit der Umstellung auf die Sommerzeit fehlt und die man plötzlich zusätzlich aufholen muss, logischerweise potenziell heftig zu Buche.
Wie viel eine einzige Stunde Unterschied ausmachen kann, kann man schon an einem einfachen Beispiel sehen: Unmittelbar das Ins-Bett-gehen um eine Stunde vorzuziehen im Vergleich zum herkömmlichen Tagesrhythmus, ist für die meisten Menschen schwierig und führt zu kürzerem und schlechterem Schlaf. Später ins Bett zu gehen ist hingegen meist kein Problem. Und das Gleiche passiert im Prinzip bei der Zeitumstellung. Dazu trägt auch bei, dass wir nicht eine einzige biologische Uhr haben, sondern viele, quasi für jedes Organ des Körpers eine eigene. Die richten sich zwar nach der zentralen biologischen Uhr im Gehirn. Aber wenn sie sich umstellen müssen auf eine andere Zeit, passiert das nicht in allen Organen gleichzeitig - die Anpassung zieht sich also in die Länge.
Anpassung an die Sommerzeit kann unterschiedlich lang ausfallen
Und was ganz sicher auch nicht hilft, ist die Stunde Schlaf weniger. Denn diesen zusätzlichen Schlafmangel spüren wir deutlich, das ist auch wissenschaftlich und statistisch belegt. Zum Beispiel bei der Zahl von Unfällen im Zeitraum unmittelbar nach der Umstellung auf die Sommerzeit. Und Schlafmangel erhöht immer auch den Stress auf den Körper, zum Beispiel aufs Gehirn oder das Herz-Kreislauf-System. Hinzu kommen weitere Faktoren. So fällt die Umstellung auf die Sommerzeit Kindern, Älteren und Menschen, die nachts oder in Schichten arbeiten, besonders schwer. Das führt dazu, dass die für die Anpassung an die Sommerzeit notwendige Zeit sehr unterschiedlich ausfallen kann.
Bei manchen Menschen gilt die Faustregel "ein Tag pro Stunde Verschiebung", erklärt Kerkhofs. Bei Personen, die empfindlicher sind, kann es hingegen durchaus drei oder vier Tage oder sogar bis zu zwei Wochen dauern, bis die negativen Effekte der Zeitumstellung überwunden sind. Aber egal wie: Wer möglichst schnell in der Sommerzeit ankommen will, sollte sich eine Reihe Tipps zu Herzen nehmen. Zum Beispiel schon in den Tagen vorher sukzessive immer ein bisschen früher ins Bett zu gehen. Was auch hilft: Morgens den Körper möglichst früh viel Licht aussetzen. Und dann noch die üblichen Verdächtigen natürlich: Bewegung an der frischen Luft, sparsam sein mit Koffein und Alkohol und so weiter. Also all das tun, was auch sonst einen guten Schlaf fördert.
Boris Schmidt