Künstler, die hauptberuflich ihrer Tätigkeit nachgehen, haben oft ein eher unstetes Leben. Sie sind nicht dauerhaft beschäftigt, sondern hangeln sich von Engagement zu Engagement. Oder sie bereiten sich auf eine Rolle vor. Oder sie arbeiten an einem Buch, das aber erst viel später erscheint. Und das bedeutet, dass sie kein wirklich regelmäßiges Einkommen haben.
Für die großen Stars ist das in der Regel kein Problem: Ihre Gagen reichen aus, um solche Phasen zu überbrücken. Die übergroße Mehrheit dieser Künstler, Techniker, Regisseure, Maskenbildner, Assistenten etc. lebt über längere Perioden von Arbeitslosenunterstützung. Und grob gesagt sorgt das Künstlerstatut in der Praxis dafür, dass die Betroffenen den Anspruch auf diese Leistungen nicht verlieren, wenn sie zwischenzeitlich Gagen oder Honorare beziehen.
Nun plant die neue Föderalregierung ja eine Reform der Arbeitslosenunterstützung, die auf zwei Jahre begrenzt werden soll. Und laut einem Bericht der Zeitung L'Echo soll das Künstlerstatut eben auf dem Altar der Begrenzung des Arbeitslosengeldes geopfert werden. Entsprechend groß sind also die Sorgen der Betroffenen.
Die Fragestunde in der Kammer war also der Moment, um den zuständigen Arbeitsminister David Clarinval von MR damit zu konfrontieren. Und da wurde oft scharf geschossen. Der PS-Abgeordnete Pierre-Yves Dermagne etwa fühlte sich an Donald Trump erinnert. "Und einige scheinen dessen Irrsinn zu uns importieren zu wollen. Jetzt wollen Sie", und dabei wendet sich Dermagne an Clarinval, "jetzt wollen Sie durch die Hintertür, über die Reform des Arbeitslosengeldes, das Künstlerstatut abbrechen."
"Was für eine Geringschätzung der Kultur!", wetterte auch Sofie Merckx von der marxistischen PTB. "Kultur ist mehr als nur Unterhaltung. Kultur soll uns auch zum Nachdenken bringen. Und wahrscheinlich ist es genau das, was Ihnen nicht passt."
Mit Spannung wartete man dann auf die Frage der Les-Engagés-Abgeordneten Aurore Tourneur. Ihre Partei ist schließlich Teil der Koalition, aber zugleich strikt gegen eine Beschneidung des Künstlerstatuts. Tourneur beschränkte sich aber darauf, den Minister an das Regierungsabkommen zu erinnern. "Und darin steht ausdrücklich, dass das Künstlerstatut unangetastet bleibt", säuselt die Les-Engagés-Politikerin mit einem hörbar giftigen Unterton.
"Wissen Sie was?", fragt sich daraufhin François De Smet von DéFI. "Das hört sich fast so an, als spielten Sie hier 'guter Bulle, böser Bulle', damit sich jeder nochmal schön profilieren kann, und damit Les Engagés nochmal zeigen können, dass sie doch zu den 'Netten' gehören. Nun: Künstler verdienen solche Spielchen nicht."
Dann kam endlich David Clarinval. Und der MR-Arbeitsminister bekannte sich erst mal zum Koalitionsabkommen und damit auch zum Künstlerstatut. Dann kam allerdings ein "Aber": Bei der Reform des Arbeitslosengeldes sollte man alle über einen Kamm scheren, im Sinne der Gleichbehandlung. Die Frage stelle sich denn auch, ob das Künstlerstatut noch an das Arbeitslosengeld gekoppelt werden muss.
"Was heißt das denn jetzt?", gifteten PS und PTB im Chor. "Damit geben Sie doch zu, dass Sie sich am Künstlerstatut vergreifen wollen!". "Jetzt nehmen Sie auch die Künstler ins Fadenkreuz", donnerte auch Raja Maouane von Ecolo. "Ihre Regierung ist und bleibt brutal, sogar von von namenloser Brutalität."
"Haben Sie nicht zugehört?", erwiderte Georges-Louis Bouchez, der Parteichef von Clarinval: "Wir wollen den Künstlern ein neues Statut geben, das in keiner Weise einen Rückschritt bedeutet."
Na ja, dann könne sie nur an die Kollegen von CD&V, Les Engagés und Vooruit appellieren, sagt die Groen-Abgeordnete Petra De Sutter und meinte damit also drei der Mehrheitsparteien: "Lasst nicht zu, dass diese Regierung die Rechte von Künstlern abbricht!"
Roger Pint