Seit Beginn der Ermittlungen stellt sich die Frage nach dem Geisteszustand des jungen Mannes. Jetzt hat De Gelders Anwalt den damaligen Psychiater seines Mandanten verklagt. Damit könnte sich der Prozess weiter verzögern.
Der Anwalt von Kim De Gelder ist offensichtlich davon überzeugt, dass das Drama sozusagen im Keim hätte erstickt werden können. Somit steht fest, dass es schon seit längerer Zeit ernste Zweifel gab, was den Geisteszustand von Kim De Gelder angeht.
Heute bringt die Zeitung "Het Nieuwsblad" dazu ein bemerkenswertes Interview mit den Eltern des jungen Mannes. Es ist übrigens das erste Mal, dass sie ihr Schweigen brechen seit der Tragödie vom 23. Januar 2009.
"Wir wollten unseren Sohn wegsperren lassen"
In dem Interview betonen die Eltern noch mal ganz klar, dass sie ihren Sohn längst "wegsperren" lassen wollten. Wörtlich sagen sie "Wir wollten Kim aus der Gesellschaft herausholen". Man wandte sich in dieser Sache an einen Psychiater - der sei aber der Ansicht gewesen, dass man Kim De Gelder nicht in eine psychiatrische Anstalt einweisen lassen müsste. Wegen dieser Fehleinschätzung und unterlassener Hilfeleistung hat der Anwalt von Kim De Gelder den besagten Psychiater jetzt verklagt.
In dem Zeitungsartikel begründen die Eltern ihre Forderung, den Jungen einweisen zu lassen, zunächst damit, dass sie Angst um ihren Sohn hatten. Kim De Gelder glaubte zum Beispiel seinerzeit, für die Polizei zu arbeiten - er war davon überzeugt, dass sein Essen vergiftet war. Mitten in der Nacht stand er plötzlich wie ein Gespenst im Zimmer seiner Eltern, stocksteif, ohne was zu sagen. Seine Mutter sei überzeugt gewesen, dass ihr Sohn unter einer Psychose leidet. Der Psychiater diagnostizierte seinerseits eine Verhaltensstörung.
Diagnose mit fatalen Folgen
Die Eltern glauben demnach, dass diese Psychose letztlich Kim De Gelder dazu gebracht hat, seine Morde zu begehen. Der Anwalt von De Gelder drückte es so aus: der Junge musste die Morde begehen, er konnte sich nicht gegen diesen Drang zur Wehr setzen. Es war sozusagen stärker als er. Fest steht: der Amoklauf in der Kinderkrippe war keine Kurzschlussreaktion. Wie sich später herausstellte, hatte De Gelder bereits eine Woche vorher schonmal gemordet. In einem Nachbardorf hatte er - ohne wirklichen Grund - eine 72-jährige Frau in ihrer Wohnung erstochen. Danach fuhr er seelenruhig mit dem Fahrrad nach Hause.
Eine Woche später erreichte das Grauen seinen Höhepunkt, als De Gelder in der Kinderkrippe "Fabeltjesland" in Dendermonde ein Blutbad anrichtete. Die Attacke hatte er von langer Hand geplant, wie später die Auswertung seines Computers ergab. Die Tatwaffen: Ein Messer und ein Beil, und auch eine kugelsichere Weste hatte der Junge sich auch schon viel früher besorgt. Sein ganzes Leben sei in den Wochen vor den Morden von Gewaltphantasien beherrscht gewesen.
rp/jd - Bild:belga