Wer es finanziell nicht ganz so dicke hat, weiß nur zu gut, wie es ist, auf Dinge verzichten oder Abstriche machen zu müssen. Aber trotzdem gibt es Bereiche, in denen das besonders bitter ist - zum Beispiel bei der eigenen Gesundheit oder der Gesundheit der Kinder.
Eine Geburt bedeutet immer auch eine finanzielle Belastung, allein schon für die reine Gesundheitsversorgung: Rund 350 Euro geben Frauen laut einer Befragung der christlichen Krankenkassen durchschnittlich für die prä- und postnatale Gesundheitsversorgung aus. Das ist die Untergrenze, also ohne Komplikationen oder Sonderwünsche. Kommen Posten wie ein Kaiserschnitt oder ein Einzelzimmer im Krankenhaus dazu, dann belaufen sich die Kosten sehr schnell auf 2.000 Euro und mehr.
Es liegt auf der Hand, dass finanziell schwächer gestellte Frauen versuchen, diese Kosten möglichst niedrig zu halten. Das bestätige auch die Umfrage der Krankenkassen, sagt Luc Van Gorp, Vorsitzender der christlichen Krankenkassen, in der VRT. Finanziell schwächer gestellte Frauen verließen das Krankenhaus nach der Geburt ihres Kindes schneller als besser gestellte, so Van Gorp. Dafür gebe es auch handfeste Gründe.
Diese Frauen hätten oft keine Krankenhausversicherung, die die Zusatzkosten für ein Einzelzimmer decken würde. Die Frauen entschieden sich meist für Zweibettzimmer. Das sei alles andere als ideal, denn in einem Zweierzimmer seien Mütter auch mehr Lärm und Stress ausgesetzt. Schließlich muss in dem Zimmer ja noch jemand anderes versorgt werden.
Das Problem betreffe nicht nur die Gesundheitsversorgung oder schreiende Babys, unterstreicht Van Gorp. Mehrere Personen pro Zimmer bedeute auch mehr Besuche von zum Beispiel Angehörigen und Freunden und damit zusätzliche Störungen.
All das führe dazu, dass sich frischgebackene Mütter in Zweierzimmern oft nicht wohlfühlten, sich schlechter von den Strapazen erholen könnten und deshalb den Aufenthalt möglichst kurz hielten. Entsprechend habe die christliche Krankenkasse auch eine klare Forderung. Einzelzimmer müssten bei jeder Geburt Standard werden - und zwar ohne zusätzliche Kosten für die Betroffenen.
Informationsmangel
Die persönliche finanzielle Lage wirkt sich aber auch noch in anderen Bereichen aus. Finanziell weniger gut gestellte Frauen wüssten oft nicht, dass sie Anspruch hätten auf Hilfe von Hebammen, Hausärzten oder Physiotherapeuten. Finanziell besser gestellte Frauen seien da eindeutig besser informiert, hebt Van Gorp hervor.
Abhilfe könne da eine bessere Informationspolitik schaffen. Außerdem müsse man auch dafür sorgen, dass werdende Eltern einfach auch die Zeit fänden, um sich entsprechend zu informieren. Hier könne sich beispielsweise positiv auswirken, die Beantragung von Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub zu vereinfachen beziehungsweise diesen zu verlängern.
Aber einen Anspruch zu haben und darüber Bescheid zu wissen, ist sowieso nur die halbe Miete. Das Problem ist nämlich oft, dass die Zahl der konventionierten Hebammen, Ärzte und Physiotherapeuten immer weiter abnimmt. Wenn diese Spezialisten ihre eigenen Tarife festlegen, dann bedeutet auch das wieder nicht unerhebliche Mehrkosten für die betroffenen Frauen.
Wenn sich diese Entwicklung fortsetze, dann steuere man auf eine Situation zu, in der Kinder auf die Welt bringen für bestimmte Mütter einfach unbezahlbar werde, prangert Van Gorp an. Das sei einfach nicht hinnehmbar.
Boris Schmidt