"Schauen Sie mal", sagte Maggie De Block in der VRT: "Diese Jacke hätte ich in früheren Zeiten nie zumachen können. Und jetzt ist es quasi ein Wickelmantel". In der Tat: Man muss fast zweimal hinschauen. Es ist eine neue Maggie De Block, die da vor der VRT-Kamera steht.
Zum letzten Mal bewusst wahrgenommen hatte man sie im Herbst 2020, als sie noch Gesundheitsministerin war. Bei allem Respekt, aber da wirkte die Open-VLD-Politikerin, als platze sie buchstäblich aus allen Nähten. Jeder Schritt schien ihr schwer zu fallen, sie wankte regelrecht hin und her. Das ist keine Wertung, sondern es sind reine Feststellungen, die sie womöglich genauso unterschreiben würde.
Jetzt also eine neue Maggie De Block. Das kann man an einer Zahl festmachen: 43 Kilo hat sie abgenommen. Nicht über Nacht, sondern über mehrere Jahre, eben seit der Zeit, als sie aus ihrem Ministeramt ausgeschieden ist. Sie habe sich eben für den natürlichen Weg entschieden, sagt De Block in der Zeitung Het Laatste Nieuws: keine operative Magenverkleinerung, kein vermeintliches Wundermittel wie Ozempic. Deswegen habe das Ganze eben etwas länger gedauert.

De Blocks Erfolgsrezept
Der "natürliche Weg", wie sie es nennt, ist erst mal Sport. Dreimal pro Woche gehe sie schwimmen, sagt De Block in der VRT. Dann eben auch eine gesündere Ernährung: so wenig wie möglich Brot, Reis oder Pasta, stattdessen frisches Gemüse und viel Fisch. Das wird sie jetzt beibehalten müssen, dessen ist sich Maggie De Block bewusst. Man müsse alle alten Gewohnheiten einfach über Bord werfen, sein Leben echt umkrempeln. "Und das bis zum Ende meiner Tage", sagt die heute 62-Jährige.
Vor ihrer Diät war Maggie De Block - auf ihre Art - eine Ausnahmeerscheinung. Sie ging immer offensiv mit ihrem Gewicht um, auch, als sich die halbe Welt - inklusive der internationalen Presse - über sie lustig machte: Eine übergewichtige Gesundheitsministerin, die noch dazu studierte Medizinerin ist. Das alles wollte irgendwie nicht zusammenpassen. Ihr war es offensichtlich egal und ihre Umfragewerte gaben ihr Recht: Sie gehörte über Jahre hinweg zu den populärsten Politikerinnen des Landes.
Für Maggie De Block schienen die Gesetze der Medienwelt nicht zu gelten. Andere mussten für ein positives Image hungern. Bekanntestes Beispiel in Belgien ist Bart De Wever. Der hatte in jüngeren Jahren die Figur eines Lebemanns, um es diplomatisch auszudrücken. De Wever war bekannt für seinen exzessiven Waffelkonsum. Die Zeitungen brachten Reportagen über die Frittenbude 't Draakske in Deurne, die Het Nieuwsblad "seine große Liebe" nannte.
Solche fast verniedlichenden Attribute sagen alles: Seine Figur schien quasi gewisse Charakterzüge zu suggerieren: Ein gemütlicher, sanftmütiger, vielleicht auch etwas einfältiger Mann, so schien man den Fritten- und Waffelliebhaber liebevoll skizzieren zu wollen. Der "nette Dicke" von nebenan eben. Dieses Image passte so gar nicht zu dem radikalen Erneuerer, den De Wever verkörpern wollte. 2012 machte er eine Radikal-Diät, speckte stolze 60 Kilo ab und nahm sogar mehrmals an Marathonläufen teil. Und ob es da nun einen Zusammenhang gibt oder nicht: Nach seiner Schlankheitskur stieg seine N-VA zur stärksten politischen Kraft in Flandern auf.

Motivation rein privater Natur
Maggie De Block hatte das nicht nötig. Es war vielleicht gerade ihr Gewicht, das ihr eine gewisse Authentizität verlieh. Ihre Diät habe denn auch nichts mit ihren politischen Ambitionen zu tun gehabt, sagt sie. Bei ihr war die Motivation rein privater Natur. Sie wollte Schritt halten können mit ihren Enkeln, sie beim Aufwachsen begleiten, sagt De Block. Da sie ohnehin politisch kürzertreten wollte, habe sie jetzt endlich die Zeit gehabt.
Eine gesunde Motivation, das sei das definitiv Allerwichtigste, sagt De Block. Sie will jetzt auch alles dafür tun, dieses neue Gewicht zu halten. Mindestens. Gerade sie als Ärztin dürfte auch sehr genau wissen, dass das für ihre Gesundheit insgesamt bestimmt der bessere Weg ist. "Aber nicht nur das", sagt De Block in der VRT: Sie habe zudem all ihre Kleidungsstücke weggeben müssen. Die seien irgendwann schlichtweg viel zu groß gewesen. Das gleiche gelte für Schuhe. "Das Ganze ist also auch keine billige Angelegenheit".
Roger Pint