Bilder von Menschen, die sich schon in den frühen Morgenstunden vor einem Geschäft versammeln und den Verkaufsraum stürmen, sobald sich die Türen um 8, 9 oder 10 Uhr öffnen - das gehört vielerorts der Vergangenheit an. Der Winterschlussverkauf hat eindeutig an Bedeutung verloren, seitdem viele Waren im Internet gekauft werden, es dort das ganze Jahr über Sonderangebote gibt und zusätzlich Tage wie der Black Friday als Tradition aus den USA auch in Belgien immer beliebter werden.
Dass das nicht nur gefühlte Behauptungen eines Journalisten sind, verdeutlichen die Aussagen von Christophe Wambersie, Generalsekretär des belgischen Verbands der Einzelhändler SNI. Ganz offen spricht er von der harten Konkurrenz, die gerade der Onlinehandel für die Geschäfte des Einzelhandels in Belgien bedeutet.
Seit Covid habe dieser Onlinehandel unaufhaltsam weiter zugenommen, sagt Wambersie bei der RTBF. "Man schätzt, dass der Einzelhandel mittlerweile 25 Prozent seines klassischen Umsatzes an den Onlinehandel verloren hat."
Für den Einzelhandel bleibt der Winterschlussverkauf trotzdem ein wichtiges Ereignis. Zum einen ist es eine Möglichkeit, die Kunden mit attraktiven Preisen in die Geschäfte zu locken. Zum anderen können dadurch die Lager geleert und kann Platz geschafft werden für neue Kollektionen. Denn ganz klassisch gilt der Winterschlussverkauf nur für Kleider und Schuhe und da eigentlich auch nur für Saisonartikel, also für Winterkleidung und Winterschuhe.
Ein weiterer Vorteil des Winterschlussverkaufs sei, dass er nach Regeln verläuft, die für alle gleich sind, erklärt Wambersie. "Das Prinzip ist einfach: In dieser Zeit darf man zu einem herabgesetzten Preis verkaufen, wobei dem Kunden die Möglichkeit gegeben wird, den herabgesetzten Preis mit dem Referenzpreis zu vergleichen, der mindestens 30 Tage zuvor für das Produkt gegolten hat."
Diese Referenzpreisregel gilt EU-weit seit drei Jahren und wird in Geschäften in Belgien auch fast immer anstandslos beachtet. Das sei laut Wambersie ein Unterschied zum Internet, wo es öfter mal vorkommen könne, dass sich Anbieter nicht an diese Referenzpreisregel hielten.
Nicht ganz so fest geregelt sei dagegen die Höhe der Preisnachlässe. Dies könne jeder Händler im Prinzip für sich selbst entscheiden. Für dieses Jahr gibt Wambersie an, dass vier von fünf Händlern davon ausgehen, ganz traditionell mit Preisnachlässen von 30 Prozent anzufangen. Bis Ende Januar, dem Ende des Schlussverkaufs, würden die Nachlässe dann nach und nach auf 50, 60 und gar 70 Prozent steigen.
Hinsichtlich des Angebots glaubt Wambersie, dass der Winterschlussverkauf 2025 wohl ein ziemlich interessanter Jahrgang für den Kunden sein könnte, denn "64 Prozent der Händler", so sagt er, "geben an, dass sie noch rund 40 Prozent ihrer Lagerware haben und diese dann im Januar zu heruntergesetzten Preisen anbieten können. Das ist relativ viel und deshalb wird es relativ viel Auswahl und ziemlich viel unterschiedliche Artikel im Angebot geben."
In Deutschland und den Niederlanden ist ein geregelter Winterschlussverkauf mittlerweile abgeschafft. In Luxemburg hat der Winterschlussverkauf bereits am Donnerstag begonnen.
Dass er in Belgien auf einen Freitag fällt, findet Wambersie ganz praktisch. "Ein Tag vor dem Wochenende ist ein eher guter Zeitpunkt für die Händler, aber auch für die Kunden, die auf diese Weise schon am ersten Wochenende im Januar ihre ersten Schnäppchen im Winterschlussverkauf machen können."
Kay Wagner