Jedes Jahr verlieren in den Vereinigten Staaten Tausende von Büchern, Filmen, Musikstücken, Kunstwerken und Zeichentrickfiguren, die 95 Jahre alt sind, ihre Urheberrechte. Das bedeutet, dass sie frei kopiert, weitergegeben, vervielfältigt oder weiter bearbeitet werden können, ohne dass man dafür bezahlen muss.
Aber es gibt ein wichtiges Detail. Das Urheberrecht läuft nur für die Version aus dem Jahr 1929 aus. Also die erste Version. Letztes Jahr wurde zum Beispiel Mickey Mouse zur Verwendung freigegeben. Dieser Mickey von 1928 konnte noch nicht sprechen und hatte keine weißen Handschuhe. Also kann man nur diese Maus nutzen.
Für Tim bedeutet das, dass er in der ersten Version noch ohne Farbe war und später erst mal rötliche statt blonde Haare hatte. Die Erben des belgischen Comiczeichners Hergé werden mit Sicherheit weiter streng über die Urheberrechte wachen.
Auch Comic-Held Popeye ist jetzt 95 Jahre alt. Der hat in den ersten sieben Jahren keinen Spinat gegessen. Wer also Popeye vervielfältigen möchte, muss das noch ohne Spinat tun oder noch sieben Jahre warten.
In der EU anders geregelt
In der Heimat wird es noch lange dauern, bis das Urheberrecht an Tim und Struppi ausläuft. In der Europäischen Union gelten die Urheberrechte bis 70 Jahre nach dem Tod des Schöpfers. Da Tim-und-Struppi-Autor Hergé 1983 gestorben ist, bleibt Tim und Struppi hierzulande bis zum Jahr 2054 geschützt.
Und es gibt noch mehr belgische Werke, die in den Vereinigten Staaten bald nicht mehr urheberrechtlich geschützt sein werden. Das berühmteste dürfte wohl das Gemälde "La trahison des images" des Künstlers René Magritte sein. Dabei handelt es sich um das berühmte Bild einer Pfeife mit dem Schriftzug "Ceci n'est pas une pipe" aus dem Jahr 1929. Es wird zur Zeit geprüft, wann das genaue Datum der ersten Veröffentlichung war, bevor das Werk offiziell für urheberrechtsfrei erklärt werden kann.
Manuel Zimmermann