In den nächsten drei Jahren wird es keinen Spielraum für Lohnerhöhungen geben, die über eine Indexanpassung hinausgehen. Das hat der Gouverneur der Nationalbank, Pierre Wunsch, bei der Vorstellung der jüngsten Wirtschafts-Prognosen angemahnt.
Es sei nötig, die Beschäftigungsquote zu erhöhen, sagte Wunsch an die Adresse einer möglichen Arizona-Regierung in Belgien. Eine Reform des Arbeitsmarktes sei dringend nötig. Der Lohnabstand zu den Nachbarländern sei größer als noch im Juni vorhergesagt.
Einer der Hauptgründe für die stark steigenden Lohnkosten sei das System der Dienstleistungsschecks - insbesondere in Flandern. Würden die Schecks auch nur um einen Euro angehoben, habe das enorme Auswirkungen auf die gesamten Lohnkosten.
Stabiles Wirtschaftswachstum bis 2027 vorhergesagt
Belgien beendet das Jahr voraussichtlich mit einem Wirtschaftswachstum von einem Prozent. Dieses Wachstum dürfte auch in den kommenden drei Jahren stabil bleiben, davon geht die Nationalbank aus.
Allerdings sei die allgemeine Unsicherheit so groß wie noch nie, sagte Wunsch in Brüssel, vor allem in Verbindung mit dem Wiedereinzug von Donald Trump als US-Präsident in das Weiße Haus in Washington. Es sei davon auszugehen, dass sich die von Trump geplanten Zölle negativ auf die Weltwirtschaft auswirken - auch auf Europa und damit auch auf Belgien.
Zudem müsse Belgien dringend sein Haushaltsdefizit in den Griff bekommen: Bis 2027 könnte das Defizit von aktuell 4,6 Prozent auf über sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ansteigen. Die Schuldenquote könnte von aktuell 104 Prozent auf 112 Prozent bis 2027 ansteigen. Wunsch erinnerte daran, dass die öffentlichen Ausgaben in Belgien im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt zu den höchsten in Europa gehörten.
belga/dop