"Les hommes savent pourquoi" - Ein Werbeslogan, über den ganze Bücher geschrieben worden sind. "Männer wissen warum", mit diesem Satz sollte eine bekannte Lütticher Biermarke an den "Mann" gebracht werden. Tonnenweise Kritik gab es dafür, denn das ist ein Musterbeispiel für Werbung, wie man sie nicht mehr hören will, werden hier doch Stereotype transportiert und wird hier zudem Heranwachsenden suggeriert, dass Bier-Trinken zum "Mannsein" dazu gehört.
Gerade junge Menschen waren häufig die unausgesprochene, unterschwellige Zielgruppe insbesondere von Alkoholwerbung. Den Gesundheitsbehörden ist das längst ein Dorn im Auge. Im "interföderalen Plan zum Kampf gegen Alkoholmissbrauch", der im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht wurde, werden denn auch unverhohlene Zweifel an der Wirksamkeit der angeblichen "Selbstregulierung" der Werbebranche formuliert.
Vielleicht fürchteten eben besagte Reklamemacher einen staatlichen Eingriff in ihr Metier, jedenfalls geht die Branche jetzt in die Offensive. Der Verband der Werbewirtschaft, in dem Werbetreibende, Agenturen und Medien vertreten sind, will sich jetzt neue Regeln auferlegen, mit Blick auf Alkoholwerbung. Zusammen mit den Bierbrauern und Spirituosenhändlern habe man einen entsprechenden Kodex ausgearbeitet, sagte in der VRT Marc Frederix, der Präsident des Verbandes der Werbewirtschaft. Hier gehe es vor allem um strengere Auflagen, um junge Menschen vor Alkoholwerbung abzuschirmen
Wie soll das jetzt in der Praxis aussehen? "Erstmal verpflichten wir uns, keine Alkoholreklame mehr auf Werbetafeln in der Nähe von Schulen zu machen", sagt Marc Frederix - in einem Radius von 150 Metern. De facto bedeutet das wohl, dass Reklameschilder, die Bier oder Schnaps anpreisen, aus größeren Städten verschwinden werden. Andere Auflage: Menschen, die jünger als 25 sind oder auch nur jünger wirken, dürfen nicht mehr in Alkoholwerbung auftreten. Das gilt auch für bekannte Mediengesichter, die eine gewisse Vorbildfunktion haben, sagt Frederix.
"Wir konzentrieren uns aber vor allem auf soziale Medien", sagt Marc Frederix. Konkret soll keine Alkoholwerbung mehr auf TikTok und Snapchat laufen. "Wir nennen diese Plattformen nicht ausdrücklich", präzisiert der Vorsitzende des Verbands der Werbewirtschaft. Das wäre auch kurzsichtig, denn schon morgen könnte ein neuer Anbieter auf dem Markt erscheinen. Nein, was ausschlaggebend ist, ist dass eine Plattform einen Filter enthält, der eine Altersbeschränkung zulässt, also den Zugang für Nutzer unter einem gewissen Alter untersagt. Über einen solchen Filter verfügen TikTok und Snapchat eben nicht.
Influencer in die Strategie miteinbeziehen
Der Verband der Werbewirtschaft scheint es also wirklich ernst zu meinen. Das geht sogar so weit, dass man auch sogenannte Influencer in die Strategie miteinbeziehen will. Die müssen künftig eine Zertifizierung absolvieren. Dabei werden sie "geschult" und erhalten dann eine Bescheinigung. Ohne diese Bescheinigung haben sie keinen Zugang zum Werbemarkt. Deswegen haben Influencer also ein vitales Interesse daran, sich an die Regeln zu halten.
Überprüfen will man das durch ein systematisches Monitoring der Social-Media-Kanäle. Das sei heutzutage ohne Weiteres möglich, versichert Marc Frederix. "Werbung hat einen großen Einfluss auf die Menschen. Wir sind uns dessen bewusst, dass wir auch eine gesellschaftliche Verantwortung haben", sagt der Verbandsvorsitzende. "Wir wollen durch diese Selbstregulierung einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Einstellung zu Alkohol ändert, hin zu einem qualitätsorientierten und gesundheitsbewussten Konsum."
roger Pint