Als das Diabetesmedikament Ozempic vor einigen Jahren auf den Markt kam, startete ein Ansturm auf Apotheken wie selten zuvor. Das hatte vor allem mit einer Nebenwirkung des Medikaments zu tun: In hoher Dosierung konnte es zu einer Gewichtsabnahme von bis zu 15 Prozent führen. Der Siegeszug war nicht mehr aufzuhalten.
Seit Freitag ist Mounjaro in den belgischen Apotheken erhältlich.
Gibt es Unterschiede?
Wie Ozempic ist auch Mounjaro verschreibungspflichtig. Gedacht ist es für Erwachsene mit Typ-2-Diabetes und/oder einem Body-Mass-Index von 30 und mehr. Es wirkt ähnlich wie Ozempic: Es ahmt die Wirkung der Darmhormone nach, die unser Sättigungsgefühl nach dem Essen auslösen, indem es Signale an unser Gehirn sendet.
Tirzepatid, das aktive Molekül in Mounjaro, macht dies für zwei unserer Darmhormone, Ozempic nur für ein Darmhormon. "Daher ist dieses neue Medikament sogar noch etwas wirksamer", sagt Luc Van Gaal, emeritierter Professor für Endokrinologie an der Universitätsklinik Antwerpen. Auf der Grundlage von Studien verspricht Ozempic eine durchschnittliche Gewichtsabnahme von 17 Prozent in einem Jahr, Mounjaro bringt es auf 22 Prozent.
Ist Mounjaro teurer?
Eine Injektionsspritze mit vier Dosen Mounjaro reicht für einen Monat und kostet 233 Euro. Das ist mehr als doppelt so viel wie der Preis von Ozempic. Das Medikament wird auch nicht von der Krankenkasse erstattet.
Das könnte sich aber für Patienten mit Typ-2-Diabetes ändern. Beim Landesinstitut für Kranken- und Invalidenversicherung (LIKIV) ist dazu ein Verfahren im Gange. Für Patienten mit Fettleibigkeit soll es aber erstmal nicht erstattet werden.
Ist die Verwendung von Mounjaro sicher?
Erst kürzlich berichtete der britische öffentlich-rechtliche Sender BBC über den Tod einer 58-jährigen Frau aus Lanarkshire. Sie hatte in den zwei Wochen vor ihrem Tod zwei Injektionen mit einer niedrigen Dosis Tirzepatid erhalten. Kurz darauf litt sie unter starken Magenschmerzen. Sie starb am 4. September. Nach Angaben der BBC, die Einsicht in den Totenschein der Frau nehmen konnte, steht dieser im Zusammenhang mit dem Schlankheitsmittel.
Die belgische Arzneimittelbehörde weist aber darauf hin, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen der Einnahme von Tirzepatid und dem Tod der Frau noch nicht festgestellt werden konnte. "Medikamente sind die am meisten kontrollierten Güter in unserem Leben. Laut der Europäischen Arzneimittelagentur überwiegen die Vorteile von Tirzepatid die möglichen Risiken, die es immer gibt", sagt Pressesprecherin Ann Eeckhout.
Warum ist Ozempic nur in begrenztem Umfang für fettleibige Menschen erhältlich?
Aufgrund der enormen Popularität von Ozempic konnte die Produktion nicht mithalten und es kam zu Engpässen. Menschen mit Diabetes bekamen nicht mehr das Medikament, das sie brauchten. Aus diesem Grund wird ihnen in Belgien derzeit Vorrang eingeräumt.
Jetzt könnte man fragen, ob übergewichtige Patienten nicht vor allem ihren Lebensstil ändern müssen, statt auf ein Medikament zu setzen. Experten sagen dazu, dass selbst die Menschen, die mit der Einnahme von Ozempic oder Mounjaro beginnen, nie die gewünschten Ergebnisse erzielen werden, wenn sie nicht ihren Lebensstil ändern.
Es wird aber auch daran erinnert, dass Fettleibigkeit eine Erkrankung sein kann, bei der sich die Fettzellen entzünden. Wie Diabetes ist sie eine chronische Erkrankung, die auch chronisch behandelt werden muss. Genau das ermöglichen diese Medikamente.
standaard/mz