Was krankheitsbedingte Arbeitsausfälle anbelangt, kennt Belgien seit Längerem nur eine Richtung: aufwärts. Und dass dieser Trend ungebrochen ist, belegt nun auch eine neue Securex-Untersuchung.
Demnach ist die Zahl von Arbeitnehmern, die mittelfristig ausfallen, also zwischen einem Monat und einem Jahr, im ersten Halbjahr 2024 um ganze acht Prozent gestiegen im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Jahres davor. Bei Langzeitkranken, also Menschen, die länger als ein Jahr ausfallen, beträgt die Zunahme laut der Studie sieben Prozent.
Das macht sich natürlich auch wirtschaftlich bemerkbar, denn diese Zahlen bedeuten, dass im Schnitt an jedem einzelnen Tag rund sechs Prozent der Arbeitnehmer aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Verfügung stehen - und zwar eben nicht nur kurzzeitig, sondern über längere Zeiträume.
Securex hat auch festgestellt, dass die Zunahme der mittel- und langfristigen Abwesenheiten vom Arbeitsplatz besonders bestimmte Gruppen der arbeitenden Bevölkerung betreffen. Am größten ist der Anstieg demnach in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen. Bei ihnen sind die mittelfristigen krankheitsbedingten Arbeitsausfälle im Vergleich zu 2022 um mehr als ein Viertel in die Höhe geschnellt. Bei den langfristigen Ausfällen muss man sogar von einer regelrechten Explosion sprechen - hier beträgt das Plus erschreckende 42 Prozent.
Man wisse, dass die Digitalisierung bei jungen Arbeitnehmern beziehungsweise bei jungen Menschen allgemein viel weiter fortgeschritten sei als bei älteren, erklärt Heide Verlinden von Securex im Interview mit der VRT. Das würde bedeuten, dass jüngere Arbeitnehmer schon von Kindheit oder Jugend an viel Zeit vor Bildschirmen und somit viel mehr Zeit im Sitzen verbringen würden.
Dieser ungesündere Lebensstil, also der Mangel an Bewegung nicht nur bei der Arbeit, wirke sich langfristig sowohl auf die körperliche als auch auf die geistige Gesundheit aus, unterstreicht Verlinden. Gerade Letzteres sei auch am erhöhten Burn-out-Risiko für diese Gruppe abzulesen.
Die zweite Gruppe, die Sorgen macht, sind die Arbeiter. Bei ihnen ist für die erste Jahreshälfte eine Zunahme der krankheitsbedingten Abwesenheiten um elf Prozent im Vergleich zu vor zwei Jahren zu verzeichnen.
Ein Grund dafür sei, dass ihre berufliche Tätigkeit einfach körperlich anstrengender sei, führt die Securex-Expertin aus. Das bedeute zum Beispiel, dass sie manchmal schon in jüngeren Jahren bestimmte körperliche Beschwerden hätten. Arbeiter hätten im Allgemeinen auch weniger Autonomie, was die Ausübung ihrer Jobs angehe.
In den letzten Jahren habe man bei ihnen auch einen Anstieg des Burn-out-Risikos festgestellt. Das sei auf zunehmende Unsicherheitsgefühle und Mehrbelastung zurückzuführen, etwa in puncto Jobsicherheit, Finanzen oder auch im privaten Bereich.
Wenig überraschend sieht der Personaldienstleister in diesem Zusammenhang auch die Arbeitgeber in der Pflicht. Es sei sehr wichtig, dass sie nicht nur Arbeitsbedingungen schafften, die neue Talente anzögen. Das Ziel müsse genauso sein, die Entwicklung des vorhandenen Personals zu fördern, sowie die mentale und physische Gesundheit zu erhalten.
Dazu seien natürlich Investitionen nötig, so Securex weiter, zum Beispiel für Sensibilisierung, Fortbildung, Stärkung des Zusammenhalts oder auch, um die Arbeitnehmer zu mehr Bewegung zu animieren.
Boris Schmidt