Wer Risiken effektiv entgegengetreten will, der ist in gewissem Sinne dazu verdammt, immer wieder die gleiche Arbeit zu tun: Risiken analysieren, sich darauf vorbereiten, sehen, was eintritt, die Folgen analysieren, Lehren daraus ziehen - und dann geht der Zyklus auch schon wieder von vorne los.
Im Fall des sogenannten "Belgian National Risk Assessment" (BNRA) beträgt die Dauer eines solchen Zyklus' drei Jahre. In diesem Zeitraum koordiniert das Nationale Krisenzentrum jeweils eine entsprechende Bewertung aller Risiken, die Belgien und seine Einwohner betreffen könnten. Und an denen mangelt es wahrlich nicht, wie die Interims-Generaldirektorin des Krisenzentrums, Leen Depuydt, gegenüber der VRT ausführt.
118 unterschiedliche Risiken hat das Krisenzentrum für die nächsten drei Jahre identifiziert. 118 Risiken, die im Anschluss mit Hilfe von 160 Experten von 140 Organisationen genau unter die Lupe genommen worden sind. Diese Risiken sind dann in sieben Kategorien einsortiert worden, nämlich in "natürliche", "menschengemachte", "gesellschaftliche", "gesundheitliche", "wirtschaftliche und technologische", "Cyber-" und schließlich noch "neu aufkommende" Risiken.
Keine Kristallkugel
Natürlich habe auch das Nationale Krisenzentrum keine Kristallkugel, unterstreicht Depuydt, man könne also nicht sagen, welche der identifizierten Risiken tatsächlich eintreten würden. Außerdem gebe es auch keine "Rangliste". Man sei auf alles vorbereitet - das sei auch das Ziel des Nationalen Krisenzentrums.
Ein Punkt, den auch Antoine Iseux, Sprecher des Krisenzentrums, gegenüber der RTBF hervorhebt: Das Ziel des Risikoberichts sei keine Vorhersage, was in den nächsten drei Jahren passieren werde, sondern die Risiken zu analysieren, denen man gegenüberstehe. Wobei diese Analyse natürlich wie gesagt kein Selbstzweck ist. Es sei besser vorauszuplanen, um dann bei tatsächlichen Notfällen die Lage besser managen zu können.
Widerstandskraft erhöhen
Die Risikobewertung sei kein reiner Katalog an Risiken, sondern etwas, das als Basis genutzt werde, um diese Risiken auch zu verkleinern. Und eben auch als Basis, um sich auf eventuelle Krisenfälle vorzubereiten. Mit dem nun vorliegenden Bericht werde man an die Arbeit gehen, ergänzt Depuydt: Gemeinsam mit den Partnern werde das Nationale Krisenzentrum untersuchen, wie sich die Widerstandsfähigkeit gegen bestimmte Risiken erhöhen lasse.
Je höher die Widerstandskraft, desto sicherer und robuster die Gesellschaft. Und das wiederum reduziere die Auswirkungen einer Krise. Konkrete Beispiele wären etwa das Telekommunikations- und das Energienetz, die etwa resistenter gemacht werden sollen gegen Cyberangriffe.
Diese Zielsetzung betreffe auch alle, betont die amtierende Generaldirektorin: Behörden, Firmen und auch die Bürger selbst. Es sei wichtig, dass sich die Menschen bewusster würden, welche Gefahren eventuell um sie herum vorhanden seien. Der nächste Schritt sei dann, dass beispielsweise die Bürger proaktiv an der Erhöhung der Widerstandskraft gegen bestimmte Risiken mitwirkten. Um beim Beispiel Cyber-Bedrohung zu bleiben, würde das also Sicherheitsvorkehrungen im eigenen Heim beziehungsweise an den eigenen Geräten bedeuten.
Schließlich sei natürlich auch noch das Ziel, dass sich die Menschen aktiv über mögliche Krisen informierten bei den zuständigen Behörden - Stichwort unter anderem "BE-Alert" - und im tatsächlichen Krisenfall dann auch den Anweisungen der Behörden folgten. All das trage dann auch dazu bei, dass sich die Lage schnellstmöglich wieder normalisiere, betont die Generaldirektorin des Nationalen Krisenzentrums.
Boris Schmidt