Im vergangenen Jahr haben viel mehr Menschen der Katholischen Kirche in Belgien den Rücken gekehrt als in den Jahren davor: 14.200. Das hat die Bischofskonferenz per Pressekommuniqué mitgeteilt. In den Jahren davor waren es meist um die 1.200, mit einem Ausreißer von über 5.000 im Jahr 2021.
Die Flutwelle an Kirchenaustritten verteilt sich geographisch betrachtet allerdings sehr ungleichmäßig auf das Land: 98 Prozent der Menschen, die sich 2023 zu diesem Schritt entschlossen haben, kamen aus Flandern beziehungsweise aus dem Erzbistum Mechelen-Brüssel.
Diese Häufung legt einen Zusammenhang mit der aufsehenerregenden VRT-Doku-Reihe "Godvergeten" nahe. Die Reihe über sexuellen Missbrauch in der Kirche und kirchennahen Organisationen wurde im September 2023 ausgestrahlt und ließ Opfer zu Wort kommen. Die Serie löste in Flandern eine heftige öffentliche und auch politische Debatte über den Missbrauch und das Schweigen über diese Taten aus und führte auch dazu, dass sich noch weitere Missbrauchs-Opfer meldeten.
Bei einem Kirchenaustritt werde nicht nach Gründen gefragt, unterstreicht die Bischofskonferenz. Aber viele Menschen hätten von sich aus angegeben, dass der Abscheu über den sexuellen Missbrauch und das Schweigen darüber, wie man es in "Godvergeten" gesehen habe, für sie ausschlaggebend gewesen seien.
Für 2024 rechnen manche Beobachter ebenfalls mit einer hohen Zahl an Kirchenaustritten. Zur Begründung führen sie die polemischen Äußerungen von Papst Franziskus über Schwangerschaftsabbrüche und Frauen während seines Belgien-Besuchs an.
Boris Schmidt