Im Zusammenhang mit dem möglichen Subventionsbetrug in der Französischen Gemeinschaft hat der zuständige Untersuchungsrichter offiziell ein Ermittlungsverfahren gegen zwei Verdächtige eingeleitet. Beide sind Mitglieder der Organisation "Faucons rouges". Diese Vereinigung soll sich unberechtigte Zuschüsse erschlichen haben. Nach neuesten Angaben geht es dabei um rund 4,2 Millionen Euro. Laut RTBF-Informationen ist einer der beiden Verdächtigen Spitzenkandidat für die frankophonen Sozialisten PS bei den anstehenden Gemeinderatswahlen.
Die Polizei- und Justizbehörden hatten am Mittwoch zugeschlagen: Hausdurchsuchungen im Brüsseler Hauptsitz der Französischen Gemeinschaft, aber auch in Büroräumen der Vereinigung Faucons rouges. Denn die steht im Mittelpunkt der Affäre.
Die Jugendorganisation wird verdächtigt, seit 2009 unberechtigte Zuschüsse in Millionenhöhe bezogen zu haben. Und dies mit Unterstützung eines Beamten der Französischen Gemeinschaft, der das Ganze wohl eingefädelt hat. Er und drei weitere Personen waren am Mittwoch festgenommen worden.
Ermittelt wird jetzt aber zunächst gegen zwei Verdächtige. Beide sind Mitglieder der Faucons rouges: Es handelt sich um den aktuellen Direktor der Organisation und dessen Stellvertreter.
Beiden wird Subventionsbetrug und Urkundenfälschung zur Last gelegt. Besagter Direktor ist kein Geringerer als Michael Carpin, der Spitzenkandidat der PS bei den Kommunalwahlen in der Gemeinde Seneffe in der Provinz Hennegau.
Die Faucons rouges sind zwar eine sozialistisch geprägte Organisation. Nur betonte die PS gleich, dass es keine strukturelle Verbindung zwischen der Partei und den Faucons rouges gebe, die völlig eigenständig agierten. Durch die Person Michael Carpin wird die Geschichte nun doch zum Politikum.
Roger Pint