Als die Uni Gent vor zwei Jahren beschlossen hatte, das Gericht nicht mehr täglich warm anzubieten, wurde eine Revolte vorausgesagt. Es gab heftige Reaktionen und die Entscheidung wurde schnell wieder rückgängig gemacht.
Sogar der Sternekoch Marcelo Ballardin, einst auch Student in Gent, hatte sich eingemischt. "Verdammt, behaltet die Spaghetti. Die sollen immer auf der Speisekarte stehen. Nudeln mit Fleisch: Es gibt nichts Leckeres. Und Studenten wollen Nudeln. Sie brauchen die Kohlenhydrate, um Energie für ihr Studium zu haben. Es gibt schon so viel, worauf Studenten verzichten sollen. Sollen sie doch einfach fünfmal die Woche Spaghetti essen."
Die Kantine der Uni Leuven senkt auf Wunsch der Studenten den Preis für ihre Spaghetti schon zum zweiten Mal. Von sieben Euro im Jahr 2022 ging er letztes Jahr auf sechs Euro und dieses Jahr auf 5,65 Euro runter.
Auch in Leuven wurden Spaghetti (und Fritten) 2016 kurzzeitig von der Speisekarte genommen. Die Folge: Der Umsatz brach ein und es kam zu kleinen Protesten. Die klassischen Spaghetti mit Fleisch wurden dann schnell wieder auf die Speisekarte gesetzt. Katja Pittomvils, Kantinenverantwortliche der Uni Leuven, sagte der Zeitung De Standaard: "Ab einem gewissen Punkt zählt nur noch das, was der Student will. Und Studenten wollen Pasta Bolognese".
Letztes Jahr hat die Universität Spaghetti sogar als Aushängeschild benutzt. Neue Studenten konnten das Gericht für zwei Euro bekommen.
Die Popularisierung von Nudeln hing unter anderem mit den Migrationswellen aus Italien zusammen. Laut Yves Segers, ein Kultur- und Lebensmittelhistoriker der Universität Leuven, stand Spaghetti aber schon immer auf der Speisekarte der Uni-Kantine von Leuven. Die Eröffnung war im Jahr 1954, also noch bevor das erste italienische Restaurant in Leuven eröffnet wurde. Um 1900 landete aber schon der Nudelhersteller Remy in Leuven. Das war ein Grund. Außerdem waren die Menschen in den Städten schon viel weiter als auf dem Land. In ländlichen Gebieten der 1950er und 1960er Jahre war Pasta noch eine Kuriosität - "außer Makkaroni mit Käse und Schinken vielleicht". Aber in den Kochbüchern der 1930er und 1940er Jahre, die sich auf das städtische Milieu konzentrierten, gab es bereits einige Nudelgerichte, sagt der Kulturhistoriker.
Originalrezept für "ragù classico bolognese"
Spaghetti Bolognese existiert in Italien überhaupt nicht als Gericht: Zu der Hacksauce werden dort keine Spaghetti gegessen. Das "ragù alla bolognese" wird in Bologna traditionell mit frischen Tagliatelle gegessen oder zur Zubereitung von "Lasagne al forno" verwendet.
Das Originalrezept wurde am 17. Oktober 1982 von der Accademia Italiana della Cucina bei der Handelskammer von Bologna hinterlegt.
Zutaten
300 g grob gehacktes Rindfleisch
150 g Pancetta
50 g Karotte
50 g Stangensellerie
50 g Zwiebel
300 g geschälte Tomaten
1/2 Glas trockenen Weißwein
1/2 Glas Vollmilch
etwas Gemüsebrühe
Olivenöl oder Butter
Salz
Pfeffer
optional ein Schuss Sahne
Zubereitung
Pancetta, Zwiebeln, Karotte und Sellerie fein hacken; in einer Kasserolle in 3 EL Öl oder 50g Butter anschwitzen lassen. Anschließend das grobe Hackfleisch hinzugeben. Bei ständigem Umrühren wenige Minuten bei hoher Temperatur anbraten, bis es brutzelt, dann den Wein hinzufügen und warten, bis die Flüssigkeit komplett verdunstet ist.
Erst jetzt Tomaten und Gemüsebrühe hinzufügen. Temperatur reduzieren und das ragù zugedeckt etwa zwei Stunden köcheln lassen, gelegentlich umrühren. Erst gegen Ende die Milch hinzufügen, um die Säure der Tomaten abzuschwächen. Salzen, pfeffern. Wer nun Hartweizennudeln verwendet, könnte einen Schuss Sahne zugeben. Traditionell werden aber frische Tagliatelle verwendet, und dann hat die Sahne nichts in der Sauce zu suchen.
standaard/mz