Wenn das Wort "Asbest" fällt, dann schrillen bei den meisten Menschen sofort alle Alarmglocken. Nicht nur wegen der Gesundheitsrisiken, sondern auch wegen der Probleme und Kosten, die die Entdeckung oder Entsorgung von Asbest mit sich bringen kann. Aber über Jahrzehnte hinweg galt Asbest, auch oft bekannt unter Markennamen wie Eternit, als unverwüstliches Wundermaterial.
Denn Asbest ist nicht nur feuerfest, es ist bei geringem Gewicht auch sehr stabil und belastbar - und war obendrein auch noch günstig. Deswegen ist es auch seit den 1950er-Jahren in allen möglichen Bereichen zum Einsatz gekommen. Aktuell seien etwa 3.800 Verwendungszwecke von Asbest bekannt, erklärt der Asbest-Experte Maarten Van Buel im Interview mit der VRT.
Dazu zählen natürlich die allseits bekannten Wände von Schuppen, Garagen und ähnlichem oder gewellte Dachplatten. Aber man müsse viel breiter denken, warnt der Experte. Alte Küchenschränke könnten aus Asbestplatten bestehen oder auch Schultafeln. Auch alter Fensterkitt könne Asbest enthalten oder Fensterbretter und Bodenbeläge, Leim und Farben. Selbst bei zehn bis 15 Prozent des Putzes müsse von Asbest ausgegangen werden.
Kein Wunder also, dass selbst Designer auf das allgegenwärtige Wundermaterial zurückgegriffen haben, besonders für Gegenstände für Gärten und Außenbereiche. Gegenstände, die jeder wohl schon mal irgendwo gesehen hat: zum Beispiel eine Pflanzschale aus zwei an den Spitzen verbundenen Kegeln (oft auch mit Sand gefüllt als öffentlicher Aschenbecher zweckentfremdet), diverse Schalen und Blumentöpfe oder auch filigran wirkende Gartensessel mitsamt zugehörigen Tischen. Es gibt sogar Design-Hundehütten aus Asbest.
Verkauf von Asbest-Produkten verboten
Alles Gegenstände übrigens, die man ohne viel Aufwand nicht nur im Internet bei Privatanbietern zum Kaufen findet, sondern auch in den Ladenlokalen von Antiquitäten- und Kunsthändlern. Der Besitz solcher Gegenstände ist zwar erlaubt. Die Herstellung, Wiederverwendung oder der Handel damit allerdings nicht. Und zwar schon seit über 25 Jahren, wie Jan Verheyen von der flämischen Abfallagentur OVAM erinnert.
Seit 1998 gilt ein entsprechendes Verbot in Belgien, seit 2005 europaweit. Und dieses Verbot gilt auch explizit für Gebrauchtwaren. Dass trotzdem weiter damit gehandelt wird, liegt zum Teil sicherlich an Unkenntnis - aber zum Teil wohl auch wie so oft am Geld, denn asbesthaltige Designgegenstände können hunderte oder tausende von Euro wert sein.
Hier sei absolut mehr Sensibilisierung nötig, betont Asbest-Experte Van Buel. Viele Menschen seien sich der Risiken nicht bewusst, wenn sie sich solche Gegenstände ins Haus holten. Beim Reinigen solcher Gegenstände könnten Asbestfasern freigesetzt werden, aber die Gefahr gehe noch weiter. Die Asbestfasern könnten dann beispielsweise mit Putzlappen über die Waschmaschine quasi alles kontaminieren. Außerdem kann auch natürliche Verwitterung zur Freisetzung der Fasern führen.
Entsprechend eindeutig ist die Empfehlung des Experten: Absolut die Finger lassen von solchen Gegenständen. Was aber tun, wenn man sich nicht sicher ist, ob man irgendwelche asbesthaltigen Sachen zu Hause hat? Es gebe zwar bestimmte Warnzeichen, so der Experte, etwa eine wabenartige Oberflächenstruktur, Moosbewuchs oder typische Faserstrukturen an beschädigten Stellen.
Aber Gewissheit könne nur die Analyse von Proben durch ein anerkanntes Labor bringen. Das koste zwischen 40 und 50 Euro, dafür wisse man danach aber auch woran man sei in puncto Asbest. Das Gesundheitsministerium beantwortet auf einer eigens dafür vorgesehenen Internetseite häufig gestellte Fragen über Asbest. Dort findet sich auch ein Link mit Adressen anerkannter Asbest-Labore in Belgien.
Boris Schmidt