Wie es der Name schon nahelegt, stammt die Asiatische Tigermücke ursprünglich aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Sie ist sehr anpassungs- und widerstandsfähig, was ihr natürlich geholfen hat bei ihrem weltweiten Siegeszug. Aber die Menschheit hat der Tigermücke ungewollt massiv unter die Arme gegriffen: Stichwort internationaler Waren- und Personenverkehr, bei dem die Tigermücke huckepack mitreist. Auch nach Belgien. Und dank der Klimaerwärmung kann die Asiatische Tigermücke sich mittlerweile auch in Gegenden ansiedeln, die ihr früher zum Beispiel wegen zu kalter Winter verwehrt waren.
Mal abgesehen von ihrem Nerv-Faktor als Stechmücken sind Asiatische Tigermücken aber auch ein Gesundheitsrisiko. Sie könnten gefährliche Viren übertragen, erklärt die Sciensano-Epidemiologin Javiera Rebolledo in der RTBF: fieberverursachende Dengue-, Chikungunya- oder Zika-Viren zum Beispiel. Das Zika-Virus etwa ist ja bekannt dafür, dass es zu Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen führen kann, zu sogenannter Mikrozephalie.
Bisher ist die Ansteckungsgefahr für diese Krankheiten am größten, wenn man in entsprechende Risikogebiete reist. Aber wenn sich Asiatische Tigermücken ansiedelten, dann steige auch das Risiko einer lokalen Ansteckung hier.
Es ist also nachvollziehbar, warum Sciensano das Vorkommen der Tigermücke im Auge behalten will. Und das Gesundheitsinstitut bekommt dabei Unterstützung von immer mehr Bürgern, wie Isra Deblauwe gegenüber der VRT bestätigt. Die Menschen seien aufmerksamer geworden für das Problem Tigermücke, so die Insektenforscherin vom Institut für Tropenmedizin in Antwerpen. Dadurch erhalte man mehr Meldungen über mögliche Tigermückensichtungen. Bereits jetzt seien es mehr als hundert Meldungen mehr als im gesamten letzten Jahr.
Die Tendenzen, die sich aus diesen Meldungen ergeben, sind dabei alles andere als beruhigend. Zunächst einmal sei festzuhalten, dass die Tigermücken-Saison früher begonnen habe. Unter den vielen hundert Meldungen seien auch bereits 13 bestätigte – eine Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr.
Dieses Jahr seien bisher sechs neue Orte erfasst worden, an denen die Asiatische Tigermücke in Belgien vorkomme. Aber die Tigermücken seien auch weiterhin an bereits bekannten Orten gesichtet worden. Das deute darauf hin, dass die Stechmücken wahrscheinlich auch dort überwintert hätten.
Man müsse wirklich von einer Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke in Belgien sprechen, von einem starken Vormarsch, denn während einige der neuen Tigermücken-Orte in der Nähe schon bekanntere Orte seien, seien andere in ganz neuen Gegenden, betont Deblauwe.
Als Gegenmaßnahmen gegen Tiger- und andere Mücken empfehlen Experten, wo möglich stehende Gewässer zu beseitigen. Also zum Beispiel auch Wasser, dass sich auf Plastikplanen sammelt, in Blumentöpfen oder in Regenrinnen. Denn jeder mögliche Brutplatz für die Asiatische Tigermücke vergrößere die Gefahr, dass sich die Art in ganz Belgien ansiedle – mit allen Risiken, die das mit sich bringen könne, unterstreicht Sciensano-Epidemiologin Rebolledo.
Wer glaubt, eine Asiatische Tigermücke gesichtet zu haben, kann das dem Gesundheitsinstitut über eine eigens eingerichtete Webseite melden unter surveillancemoustiques.be. Dort findet man auch Hinweise, woran man die Tigermücke erkennt, Beispielbilder und weiterführende Informationen.
Boris Schmidt