Für viele Länder in der Welt kam die Alarmmeldung sehr wahrscheinlich aus heiterem Himmel. Denn zumindest in Europa oder auch nur in Belgien war das Thema Affenpockenvirus eigentlich nicht vorhanden in der öffentlichen Diskussion. Doch dann trat der Generalsekretär der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, am Mittwoch vor die internationale Presse und warnte vor einer pandemischen Ausweitung von Mpox.
Wörtlich sagte der Generalsekretär: "Das Potential für eine weitere Ausbreitung in Afrika und auch darüber hinaus ist sehr beunruhigend. Es ist klar: Eine koordinierte internationale Antwort ist unerlässlich, um den Ausbruch einer Pandemie zu unterbinden und Leben zu retten."
Aus 16 afrikanischen Ländern sind Fälle bekannt
Ganz weg war Mpox nie in Afrika. Doch in den vergangenen Monaten hatte es gerade im Osten der Demokratischen Republik Kongo wieder deutlich mehr Fälle von Mpox gegeben als sonst. Die Krankheit weitete sich auf die Nachbarländer aus. Aktuell sind in 16 afrikanischen Ländern Fälle bekannt. Ähnlich brenzlig wie im Ostkongo ist die Lage in den direkten Nachbarländern Ruanda und Burundi.
"Die nächste Etappe wäre tatsächlich eine Ausweitung über längere Distanzen", sagt Emmanuel Bottieau vom Tropeninstitut in Antwerpen. Und fügt hinzu: "Risiken könnten auch für Reisende bestehen. Man muss schon sehr achtgeben. Wir müssen die Entwicklung genau beobachten."
Bewusstsein in Krankenhäusern wurde geschärft
Doch große Angst ist jetzt wohl auch fehl am Platz. Denn die Ankündigung der Weltgesundheitsorganisation, die Warnung vor einer möglichen Pandemie, hat wie ein Weckruf gewirkt. In den Krankenhäusern in Belgien sei das Bewusstsein jetzt nochmal geschärft, dass Fälle von Mpox eingeliefert werden können, sagt am Freitag der Facharzt für Infektiologie am Brüsseler Krankenhaus Saint-Pierre, Nathan Clumeck, in der Zeitung Le Soir.
La Libre Belgique berichtet, dass Belgien bereits die EU-Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (Hera) kontaktiert habe. Belgien will Impfstoffe gegen Mpox erhalten. Der Antrag sei offiziell gestellt.
Sexualkontakte spielen große Rolle bei Ausbreitung
Denn tatsächlich gibt es bereits Impfstoffe gegen Mpox. Und laut Experten hat das Virus für den Menschen - wenn man so will - noch einen anderen Vorteil: Anders als zum Beispiel das Corona-Virus verbreitet es sich nicht über die Luft.
Weshalb Laurens Liesenborghs, ebenfalls vom Tropeninstitut in Antwerpen, bei der VRT auch sagt: "Das Virus ist ansteckend, aber auch nicht sehr ansteckend. Man muss dafür in Körperkontakt mit anderen Menschen treten. Wir wissen, dass das Virus sich deshalb auch über Sexualkontakte sehr stark verbreitet."
Und bezogen auf eine mögliche Pandemie von Mpox fügt der Professor hinzu: "Es ist nicht unmöglich, dass sich das Virus auch bei uns in Europa oder in Belgien einen Weg bahnt über sexuelle Netzwerke. Und es dann zu einer neuen Welle von Infektionen kommt, wie vor zwei Jahren. Aber für die Allgemeinheit ist das Risiko doch eher gering."
Kay Wagner