Manche sagen ja, dass 2024 ein viel zu nasses Jahr ist. Damit haben sie auch objektiv betrachtet absolut Recht. Das beweisen die Daten des Königlichen Meteorologischen Instituts: Es ist das erste Mal seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1833, dass es zehn Monate nacheinander überdurchschnittlich viel geregnet hat in Belgien. Der Frühling war der zweitnasseste der Geschichte, der Winter davor der drittnasseste.
Die Folge: Die Grundwasserspiegel liegen in vielen Gegenden höher als sonst. Und das macht sich bemerkbar, mal mehr, mal weniger. Flandern beispielsweise ist besonders davon betroffen.
Neben dem Regen sorgt aber noch eine andere Entwicklung für höhere Grundwasserspiegel: nämlich - so paradox es auch erstmal klingen mag - die Erneuerung der Kanalisationssysteme. Die alten Kanalisationsrohre hatten oft Löcher und Risse, über die Grundwasser eindringen konnte – und dann über die Kanalisation abgeleitet wurde. Bei modernen, wasserdichten Rohren ist das nicht mehr der Fall. Die Konsequenz: ein höherer Grundwasserspiegel.
Volle Auftragsbücher
Wie stark diese Probleme zugenommen haben, kann man auch an den Auftragsbüchern von Firmen ablesen, die sich um feuchte Wände und Keller kümmern. Seine Firma erlebe seit November einen regelrechten Tsunami an Anfragen, erklärt etwa Firmenchef Luc Lambrechts im Interview mit Radio Eén. Normalerweise gehe man in seinem Sektor auch davon aus, dass es im Sommer nicht so viel zu tun gäbe. Aber das genaue Gegenteil sei dieses Jahr der Fall.
Das bestätigen auch viele andere Firmen. Die Wartezeiten sind demnach mittlerweile zwei bis drei Mal so lang wie sonst üblich, Kunden müssten schon auf den nächsten Sommer vertröstet werden. Einige Firmen haben sich deswegen sogar entschieden, die Bauferien zu streichen.
Schimmel-Krise
Zumindest auf Flandern bezogen könne man da wirklich von einem flächendeckenden Problem sprechen, so Lambrechts. Die Zeitung De Standaard spricht beispielsweise schon von einer regelrechten "Schimmel-Krise" in den Kellern.
Das kann ernste Folgen haben. Zunächst einmal ist Schimmel ganz grundsätzlich ein potenzielles Gesundheitsrisiko. Aber neben Schimmel kann eindringendes Wasser im Keller auch noch andere Schäden anrichten: Es kann dazu führen, dass Holz verrottet, dass Risse in Mauern entstehen, dass sich der Boden absenkt, dass Gebäude instabil werden. Außerdem, das weiß wohl jeder, ist Feuchtigkeit Gift für alles, was mit Strom zu tun hat: Kurzschlüsse und die Beschädigung von wichtiger Infrastruktur wie etwa Heizungsanlagen, Batterien von Solaranlagen oder Wärmepumpen sind also auch eine reelle Gefahr.
Neubauten und Altbauten
Ganz grundsätzlich unterscheiden Experten bei nassen Kellern erstmal zwei Fälle: Neubauten und Altbauten. Wenn er Anfragen bekäme über Häuser, die jünger als zehn Jahre seien, dann verweise er immer erstmal an die zuständigen Bauunternehmer und Architekten, so Lambrechts. Denn wenn in neuen Gebäude Wasser eindringe, dann handele es sich meist um Baufehler.
Anders sehe es bei alter Bausubstanz aus. Denn hier seien die Keller oft noch gemauert und nicht betoniert wie bei neuen Gebäuden. Das mache sie anfällig für eindringendes Grundwasser. Aber auch da gebe es grundsätzlich technische Lösungen für alles, versichert der Firmenchef.
Aber das hat dann natürlich auch seinen Preis. Und da reden wir über teils doch erhebliche Investitionen von mehreren Tausend bis mehreren Zehntausend Euro, je nach Zustand und Größe des Kellers. Aber wenn ein Keller nicht benutzbar sei oder sogar unter Wasser stehe, dann sei er eigentlich gar nicht mehr wert, betont der Experte. In dem Sinne lohnten sich entsprechende Investitionen auch.
Boris Schmidt