Es gibt viele Worte, um das zu beschreiben, was gerade Besitzer von getunten Autos ihrer Umwelt und ihren Mitmenschen oft antun. Die meisten davon sind nicht druckreif, "Lärmterror" oder "Auspuffterror" gehören noch zu den harmloseren Ausdrücken.
Es ist also keine Überraschung, dass es immer wieder Versuche gibt, um gegen das Phänomen vorzugehen – auch in Belgien. In den letzten Jahren haben sich hier beispielsweise Gent und Genk in Limburg einen Namen gemacht. Aber auch das Brüsseler Regionalparlament fordert eindringlich ein strengeres Vorgehen gegen die Lärm-Rowdys.
Bisher kann die Polizei nur gegen Lärmsünder vorgehen, wenn sie sie auf frischer Tat ertappt. Der Traum der Betroffenen ist deshalb ein sogenannter "Lärmblitzer", also analog zum "normalen Blitzer": zack, zu laut, geblitzt, Strafe. Aber ganz so einfach ist das leider nicht – zunächst einmal rein von der gesetzlichen Lage her. Denn aktuell dürfen automatisierte Kameras noch keine Lärmübertretungen erfassen. Genau das wollen verschiedene der potenziellen föderalen Koalitionspartner aber ändern. Der Wille sei vorhanden, um ein für allemal abzurechnen mit dem Auspuffterror, heißt es etwa von Vooruit dazu.
Aber selbst wenn das Gesetz Lärmblitzer erlauben sollte, ist da immer noch die technische Seite, wie Stef Willems im Interview mit Radio 2 erläutert. Er ist der Sprecher des Verkehrssicherheitsinstituts Vias. Was so einfach klinge, sehe in der Praxis doch anders aus. Es würden bereits entsprechende Lärmblitzer getestet, etwa in Frankreich. Diese Blitzer würden mittels Mikrofonen die Richtung von Lärm feststellen und die Lautstärke messen. Wenn dabei ein bestimmter Grenzwert überschritten werde, dann würden die Kameras des Blitzers aktiviert und könne ein Bußgeld verhängt werden.
Soweit zur Theorie, denn zugelassen sind diese Geräte sowieso noch nicht. Aber die Probleme fangen auch schon damit an, dass es verschiedene europäische Grenzwerte gibt – je nachdem, um was für ein Auto es geht. Sprich die Lärm-Grenzwerte für Diesel sind zum Beispiel ganz andere als für E-Autos.
Außerdem sei festgestellt worden, dass die aktuell getesteten Geräte nicht immer und überall korrekt messen würden. Wenn sich etwa zwei Wagen kreuzten vor dem Blitzer, dann könne der nicht eindeutig identifizieren, welcher der beiden den Lärm verursache.
Anderes, größeres Problem: Die Lärmmessungen seien nur bis zu bestimmten Geschwindigkeiten zuverlässig. Ein großes Manko, weil gerade getunte Autos ja oft nicht nur zu laut, sondern auch zu schnell unterwegs seien. Aber die Technik entwickele sich ja immer rasend schnell weiter, so Willems, diese Probleme könnten also vielleicht zügig gelöst werden.
Dennoch ruft er die Verantwortlichen eindringlich dazu auf, natürlich erst dann solche Kamera-und-Mikrofon-Systeme anzuschaffen, wenn die Kinderkrankheiten beseitigt worden seien und sie wirklich verlässlich funktionierten.
Und dann sei da noch ein anderer praktischer Aspekt: Das Ganze müsse sich auch lohnen. Die entscheidende Frage sei doch, wie viele Fahrer mit Lärmblitzern erwischt und zu Bußgeldern verdonnert werden könnten. Wenn etwa nur eines von 2.000 vorbeifahrenden Fahrzeugen zu laut sei, dann könne man schon fragen, ob es keine besseren Optionen gebe, um gegen den Lärmterror vorzugehen, so der Vias-Sprecher.
Boris Schmidt