Seit Jahren schreibt Brusselmans für die flämische Wochenzeitung satirisch-freche Beiträge, in denen er alles und jeden durch den Kakao zieht oder beleidigt. Doch seine jüngste Kolumne über den Krieg zwischen Israel und der Hamas hat auch im Ausland für Proteste gesorgt. Die European Jewish Association (EJA) erwägt rechtliche Schritte nach seiner Kolumne, in der er schreibt, er wolle "jedem Juden ein Messer in die Kehle rammen".
In Flandern ist der 66-jährige Autor sehr prominent. Eines seiner Markenzeichen sind grobe und obszöne Texte, die gerne unter die Gürtelinie gehen. Er ist einer der meistgelesenen Autoren im niederländischen Sprachraum.
Eigentlich hatte Brusselmans in seinem typisch schockierenden Stil dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu eins auswischen wollen. Dabei ist er in einer Passage besonders bösartig. So schreibt er zum Beispiel, dass er sich beim Anblick der Bilder eines palästinensischen Jungen, der unter den Trümmern nach seiner Mutter schreit, vorgestellt habe, wie es wäre, wenn es sich um seinen eigenen Sohn handeln würde und die getötete Mutter seine eigene Freundin Lena wäre. Wörtlich heißt es: "Dann werde ich so wütend, dass ich jedem Juden, den ich treffe, ein spitzes Messer in die Kehle rammen möchte." Er fügt aber auch folgenden Satz hinzu: "Man muss natürlich immer bedenken: Nicht jeder Jude ist ein mörderischer Bastard."
Diese Aussagen gehen nach Ansicht der jüdischen Gemeinschaft in Belgien zu weit, da sie klar und deutlich zur Gewalt aufrufen. Als einer der ersten reagierte der jüdische N-VA-Kammerabgeordnete Michael Freilich. Er sprach von einem abscheulichen Aufruf zur Gewalt gegen eine Bevölkerungsgruppe. Es sei auch nicht das erste Mal, dass sich Brusselmans antisemitisch geäußert habe. Zudem störe es ihn, dass der Autor keinen Unterschied zwischen Juden und Israelis mache.
MR-Präsident Georges-Louis Bouchez schrieb, dass der Text keine Satire sei, sondern abscheulich, inakzeptabel und gefährlich. Brusselmans müsse sich für seine Worte entschuldigen und die Zeitschrift Humo von ihm distanzieren.
Herman Brusselmans hält die Kritik an seiner Kolumne für überzogen und den Vorwurf, er rufe zum Mord auf, für aus dem Kontext gerissen.
Der stellvertretende Humo-Chefredakteur Matthias Vanderaspoilden verweist seinerseits auf den bekannten Stil von Brusselmans. Herman Brusselmans sei ein "gefeierter und angesehener Schriftsteller, der in seinen zahlreichen Büchern und Texten gerne flucht und schimpft". Mehr noch als bei anderen Kolumnen sollten seine Beiträge daher nach literarischen und nicht nach journalistischen Maßstäben beurteilt werden. "Vor allem bei satirischen Autoren wie Herman Brusselmans sollte man das Geschriebene nie hundertprozentig wörtlich nehmen", bemerkt Vanderaspoilden. Deshalb hätten die Redakteure auch nicht in den Text Brusselmans eingegriffen.
Richtig überzeugt hat das nicht. Mittwoch hat auch das Zentrum für Chancengleichheit Unia eine Klage gegen Herman Brusselmans eingereicht. Nach Ansicht der Unia hat sich der Autor des Antisemitismus schuldig gemacht.
Manuel Zimmermann