"Hier hab' ich die Kätzchen gefunden; eher zufällig war das". Britt aus dem limburgischen Nieuwerkerken ist immer noch schockiert. Sie stand eigentlich an der Bushaltestelle, wollte mit einer Freundin in die Stadt fahren. Sie habe noch schnell was in den Mülleimer werfen wollen, als sie plötzlich ein Piepsen hörte, sagte sie in der VRT. Britt lugt in die öffentliche Mülltonne und traut ihren Augen nicht. Ein Bündel Kätzchen liegt darin. Die Kitten sind offensichtlich gerade erst zur Welt gekommen. Britt filmt das Ganze mit ihrem Handy: "Ich sehe da vier Kätzchen", hört man sie sagen.
Eine Szene, wie sie sich so oder so ähnlich leider viel zu häufig abspielt. Das bestätigte in der VRT-Reportage auch Philip Zurinckx, der Leiter des Tierheims in Sint-Truiden. "Wir sehen so etwas regelmäßig", sagt Zurinckx. "Viel zu häufig jedenfalls. Gerade jetzt ist die Zeit, in der Katzen ihre Jungen kriegen. Und im Moment werden uns quasi wöchentlich ausgesetzte Katzenbabys gemeldet. Traurig, das Ganze", sagt Philip Zurinckx.
Die Kätzchen aus dem Mülleimer in Nieuwerkerken wurden jedenfalls bei Pflegefamilien untergebracht. Nur zwei haben anscheinend überlebt. Doch wollen es die örtlichen Ordnungskräfte nicht dabei belassen. Bei der lokalen Polizei in Sint-Truiden nimmt man solche Vorfälle nämlich nicht auf die leichte Schulter. Dort gibt es sogar eine spezialisierte Einheit, die "Tierpolizei", die gegen Leute vorgeht, die Tiere vernachlässigen bzw. missbrauchen. Diese Tierpolizei will dem Fall der vier Mülleimer-Kätzchen nachgehen.
Und da werden offensichtlich alle Register gezogen: Man will dem Täter mit den Mitteln der Gentechnik auf die Spur kommen. Konkret hat man von den Kitten eine DNA-Probe genommen. Im Grunde geht das auf die gleiche Weise wie beim Menschen, sagte in der VRT Herman Missotten, Kommissar bei der Tierpolizei Sint-Truiden. Mit Stäbchen entnimmt man das Genmaterial.
Darum gekümmert hat sich die Abteilung "Tierschutz" des flämischen Ministeriums, die auch die Analyse bezahlt hat. Jetzt verfügt die Polizei Sint-Truiden jedenfalls über ein zentrales Beweismittel. Jetzt will man zuallererst den "üblichen Verdächtigen" mal einen Besuch abstatten, also Leuten, die schon häufiger gegen Tierschutzbestimmungen verstoßen haben. Und wenn man eine konkrete Vermutung hat, dann würde man im Zweifel nochmal eine Probe entnehmen, diesmal von dem mutmaßlichen Muttertier, und dann würden beide eben verglichen.
Wenn der Täter überführt wird, dann geht das Ganze vor Gericht, sagt Kommissar Herman Missotten. "Dem Angeklagten drohen Geldbußen und sogar eine Gefängnisstrafe. Wir hoffen jedenfalls, dass dem Betreffenden ein lebenslanges Tierhaltungsverbot auferlegt wird."
Es ist anscheinend das erste Mal, dass die Polizei zu solchen Mitteln greift, um einem Tierquäler auf die Spur zu kommen. Man will wohl auch mal ein Exempel statuieren.
Denn "unerwünschte" Katzenbabys dürfte es ja eigentlich gar nicht mehr geben. Seit einigen Jahren gilt eine Kastrationspflicht. Der Betreffende hat also im Grunde allein in diesem Fall schon zwei Mal gegen geltende Bestimmungen verstoßen. Und, ob das das letzte Mal sein wird, da habe sie ihre Zweifel, sagt Britt Bollen, mit der ja die ganze Geschichte begonnen hatte. "Wenn die Mutterkatze nicht sterilisiert ist, dann ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis wieder Katzenbabys da sind. Und dann, so ihre Befürchtung, könnte sich das Ganze ja wiederholen."
Roger Pint