Wie wichtig die Arbeit des Sedee-Dovo ist, belegen schon die Zahlen: Allein im letzten Jahr hat der Kampfmittelräumdienst der belgischen Armee fast 3.350 Einsätze und damit fast zehn pro Kalendertag durchgeführt.
Bei fast 97 Prozent der Einsätze im letzten Jahr handelte es sich dabei um das Unschädlichmachen und Beseitigen alter Weltkriegsmunition, erklärt Majoradjutant Jacques Callebaut gegenüber der VRT. Längst nicht immer geht es dabei um "klassische" Munition, also Sprengmunition. Sehr oft muss der Dienst sich auch mit chemischen Waffen wie etwa alter Senfgas-Munition befassen.
Hinzu kommen die unter dem Oberbegriff IEDD (Improvised Explosive Device Disposal) zusammengefassten Einsätze. Darunter fällt zum Beispiel die Vernichtung beschlagnahmter Munition, die Untersuchung und Zerstörung verdächtiger Pakete oder Bombenautos bis hin zu Untersuchungen nach Automatensprengungen oder der Explosion selbstgebauter Sprengsätze. Damit unterstütze der Sedee also auch die Polizei, so Callebaut.
All diese Aufgaben werden von insgesamt nur 400 Soldaten erfüllt, von denen nur etwa 200 tatsächliche Entschärfungsspezialisten sind.
Bislang hat der Kampfmittelräumdienst ausschließlich aus den Reihen der Streitkräfte selbst rekrutiert. Aber der Kampfmittelräumdienst müsse auch an seine Zukunft denken, erklärt Callebaut. Denn auch hier sei Vergreisung ein Problem, Entschärfer gingen schließlich auch irgendwann in Rente. Und bei jüngeren Mitarbeitern komme es auch vor, dass sie mal den Job wechseln wollten, so Callebaut, auch diesen Verlust von Spezialisten gelte es zu berücksichtigen.
Deswegen sei es wichtig, dass der Kampfmittelräumdienst interessierten Personen alle möglichen Türen öffne. Dabei sind bestimmte Profile für den Sedee-Dovo von besonderem Interesse. So seien eine gewisse Reife und technische Grundkenntnisse eine gute Voraussetzungen, führt Callebaut aus. Technisches Verständnis und Wissen sei bei der Arbeit der Entschärfungsspezialisten einfach unabdingbar, sie müssten schließlich verstehen, wie etwa eine Bombe funktioniere, um sie unschädlich machen zu können. Aber auch Menschen ohne formelle technische Ausbildung, aber dafür mit einem gewissen natürlichen Talent und Interesse seien willkommen.
Eine grundlegende Qualifikation ist hingegen - aus nachvollziehbaren Gründen - nicht verhandelbar: "Die Mitarbeiter müssen stressbeständig ein, um auch unter hohem Druck und in schwierigen Situationen ruhig und präzise arbeiten zu können", erklärt Callebaut. Deswegen werden Bewerber auch gründlich von Psychologen durchleuchtet.
Wer Entschärfer beim Kampfmittelräumdienst werden will, muss zuerst Militär werden und eine entsprechende Ausbildung durchlaufen. Die dauert je nach angestrebtem Dienstgrad zwischen einigen Wochen und einem Jahr. In dieser Zeit würden den Entschärfern in spe unverzichtbare militärische Grundkenntnisse beigebracht, so Callebaut. Erst danach findet die eigentliche Ausbildung zum Entschärfungsspezialisten statt, die ebenfalls ein Jahr in Anspruch nimmt.
Boris Schmidt