Zum 18. Geburtstag erhalten Schwedinnen und Schweden nicht nur Glückwünsche, sondern auch Post von der Musterungsbehörde: Die jungen Männer und Frauen müssen dann online einen Fragebogen ausfüllen. Die Antworten entscheiden, wer anschließend zur Musterung eingeladen wird. Diese Musterung dauert zwei Tage. Sie besteht aus Untersuchungen, Tests und Interviews. Auch die körperliche Fitness spielt eine Rolle. Doch bis dahin schaffen es nicht viele. Ungefähr 63 Prozent disqualifizieren sich bereits bei Beantwortung der Musterungsunterlagen aufgrund von physischen oder psychischen Vorerkrankungen oder anderen Gründen.
Insgesamt werden etwa 25.000 junge Menschen jährlich zur Musterung einberufen. Tatsächlich eingezogen werden aber nur relativ wenige junge Menschen. Dieses Jahr sind es rund 8.000. Zukünftig sollen es etwa 10.000 junge Rekrutinnen und Rekruten sein - doch selbst das wären nicht einmal zehn Prozent eines Jahrgangs.
2010 hatte Schweden den Militärdienst ausgesetzt. Doch daraufhin klagte das Militär jahrelang über Personalengpässe. Zudem änderte sich die Sicherheitslage 2014 in Europa mit der Annektierung der Krim durch Russland. Deshalb beschloss die damals rot-grüne Minderheitsregierung 2017, die Wehrpflicht in Schweden zu reaktivieren.
Das neue schwedische System hat jetzt das Interesse der Niederlande und Deutschlands geweckt. Dort will man prüfen, ob das System auch in ihrem Land eingeführt werden kann.
Geteilte Meinungen in Belgien
In Belgien wurde der Militärdienst nie wirklich abgeschafft, sondern ist seit Anfang der 1990er Jahre ausgesetzt worden. Folglich werden die Wehrpflichtigen nicht mehr einberufen. Theoretisch könnte der Militärdienst also einfach zurückkehren.
Der ehemalige Generalstabschef der belgischen Armee, Michel Hofman, hat in Interviews zum Ausdruck gebracht, dass er für die Wiedereinführung des Militärdienstes ist. Er nennt es eine logische Entwicklung angesichts der aktuellen Situation, in der Europa von Russland bedroht ist.
Die Politiker sind aber weniger begeistert von einer solchen Wiedereinführung. Nach Ansicht der scheidenden Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder ist dies im Moment kein Thema. Und bei den letzten Wahlen hat auch keine Partei den Militärdienst in ihr Wahlprogramm aufgenommen. Das heißt aber nicht, dass das Verteidigungsministerium nicht auch nach kreativen Wegen sucht, um die Belgier wieder in Uniform zu bringen. Schließlich gibt es auch in unserem Land einen großen Mangel an militärischem Personal. Das zeigen die vielen Stellenanzeigen der Armee.
vrt/mz