Dass gerade mit dem Flugzeug reisen nicht sehr umweltfreundlich ist, dürfte wohl die Allerwenigsten noch überraschen. Aber es schadet nie, sich das immer mal wieder plastisch vor Augen zu führen. Laut Berechnungen von Wissenschaftlern sorgt eine Person mit nur einem Langstreckenflug für so viel CO2-Ausstoß, wie sie durch zwei Jahre streng veganes Leben einsparen würde. Global betrachtet ist die Luftfahrtbranche aktuell für zweieinhalb Prozent des Ausstoßes von Treibhausgasen verantwortlich. Dieser Anteil könnte bis 2050 sogar auf schwindelerregende 22 Prozent steigen.
Wenn die Menschheit die Erderwärmung unter den berühmt-berüchtigten anderthalb Grad Celsius halten will, dann sind dazu sowohl gemeinsame als auch individuelle Anstrengungen nötig, erinnert auch Matt Tips, unter anderem Nachhaltigkeitsexperte an der KU Löwen. Das bedeute, dass jede Person pro Jahr eigentlich also nur 1,5 Tonnen CO2 ausstoßen dürfe, sagte er der VRT.
Vorsicht bei "Kompensation"
Das Problem ist aber, dass schon ein Hin- und Rückflug nach New York zum Beispiel dieses CO2-Jahresbudget schon fast komplett auffrisst. Eine Möglichkeit, um das zumindest etwas zu kompensieren, ist das Pflanzen von Bäumen oder ähnliche Initiativen. Teilweise bieten die Airlines das auch schon direkt bei der Buchung an. Aber da müsse man in jedem Fall kritisch sein, empfiehlt Tips. Denn längst nicht jede dieser Initiativen sei gleich vertrauenswürdig - einen Drei-Stunden-Flug mit der Zahlung von zwei Euro extra kompensieren zu wollen, sei einfach unglaubwürdig.
Wenn man schon fliegen muss, empfiehlt der Experte außerdem grundsätzlich, immer möglichst direkt zu fliegen. Oft seien Flüge mit Umsteigen besonders günstig. Aber das Starten und Landen verursache den größten CO2-Ausstoß. Weniger oft Umsteigen heißt also weniger Treibhausgase freisetzen. Auch die Wahl der Fluglinie und der Flugzeugtypen könne große Auswirkungen haben für die Klimabilanz.
Mit dem Auto nach Südfrankreich
Wenn man dann innerhalb Europas bleibt und aufs Fliegen verzichtet, bleibt unter anderem das Auto. Auch hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, unter anderem der Fahrzeugtyp und ob es ein Benziner, Diesel oder E-Auto ist. Und ganz entscheidend ist auch, wie viele Personen im Auto sitzen. Wer zum Beispiel ganz alleine mit dem Auto nach Marseille fahre, der belaste die Umwelt stärker, als wenn er fliegen würde, erklärt Tips. Je mehr Mitfahrer, desto besser also für die Umwelt.
Außerdem sei es am besten, mit möglichst konstanter Geschwindigkeit zu fahren und auf der Autobahn, fügt Tips hinzu. Und nach Möglichkeit sollte man auf alles verzichten, was den Sprit- beziehungsweise Energieverbrauch erhöht: also zum Beispiel auf Dachboxen, Fahrräder auf dem Dach oder Wohnwagen, denn ein höherer Luftwiderstand bedeutet auch einen höheren Energieverbrauch.
Zug die klimafreundlichste Alternative
Am umweltfreundlichsten - ebenfalls keine echte Überraschung - ist aber der Zug. Eine Zugfahrt sei acht bis zwölf Mal weniger schädlich für die Umwelt wie Fliegen. Eine eindeutig nachhaltigere Option also. Man könne auch beobachten, dass die Nachfrage nach Zugreisen zunehme, führt der Experte aus. Und mit steigender Nachfrage nehme auch das Angebot wieder zu. Deswegen gebe es ja mittlerweile auch wieder internationale Nachtzüge. Die waren ja davor quasi verschwunden gewesen.
Ein weiterer Vorteil sei das sehr gute Hochgeschwindigkeitsnetz in Europa. Denn mittlerweile gebe es auch immer mehr günstige Tickets für Hochgeschwindigkeitszüge und sogar eigene Low-Cost-Hochgeschwindigkeitszüge. Auch das mache Zugreisen zu einer attraktiveren nachhaltigeren Option, um in den Urlaub zu fahren.
Boris Schmidt