22. April 2024: An jenem Montag sind Laura und Marc nicht weit von ihrem Wohnort beim Yoga. Wahrscheinlich sind sie danach noch nach Hause gefahren. Die 66-jährige Laura Trappeniers und ihr 71-jähriger Mann Marc Olbrechts wohnen schon seit 16 Jahren auf Teneriffa, genau gesagt in dem Örtchen Callao Salvaje im Süden der Insel. Fakt ist: Bei dieser Yoga-Stunde wurden die beiden zum letzten Mal lebend gesehen.
Der Fall hat von Anfang an Rätsel aufgegeben. Als die Guardia Civil zu ihrem Wohnhaus kommt, steht die Eingangstür sperrangelweit auf, das Licht brennt. Es scheint aber nichts zu fehlen. Es sieht eher so aus, als sei das Haus Hals über Kopf verlassen worden: Auf dem Tisch stehen noch ein Glas Wein und daneben ein paar Knuspersnacks. Auch ein Handy wird noch in der Wohnung gefunden. Von Laura und Marc allerdings fehlt jede Spur. Seit dem 24. April werden sie offiziell als "vermisst" geführt.
Was ist da passiert? Fragezeichen! Die Ermittler gehen erst von einer Entführung aus. Allerdings ist das Auto des Ehepaars ebenfalls verschwunden. Der dunkelblaue Opel Mokka wird erst zwei Wochen später von Freunden gefunden in einem Ort weiter im Inland, rund eine halbe Autostunde entfernt von ihrem Wohnhaus.
Mann bleibt verschwunden
Zu diesem Zeitpunkt gibt es aber schon traurige Gewissheit: Am 27. April hatte ein Fischer auf dem Meer die sterblichen Überreste einer Frau entdeckt. Es ist Laura Trappeniers. Der Leichnam ist schlimm verstümmelt. Einige Gliedmaßen wurden offensichtlich abgesägt. Der Fundort liegt quasi auf der gegenüberliegenden Seite der Insel. Das Rätsel wird damit nur noch größer. Zumal Marc nach wie vor vermisst wird. Es wird aber befürchtet, dass ihm das gleiche Schicksal widerfahren ist wie seiner Frau.
Die örtliche Polizei hat den Fall offensichtlich von Anfang an sehr ernst genommen. Großflächig war nach dem belgischen Ehepaar gesucht worden. Nach dem grausigen Fund von Lauras Leiche ermittelte die örtliche Guardia Civil unter Hochdruck. In Belgien hatte sich zudem die föderale Staatsanwaltschaft in den Fall eingeklinkt.
Alle Verdächtigen sind Belgier
Und in diesen Ermittlungen hat es jetzt einen doch in Teilen unerwarteten Durchbruch gegeben. Drei Verdächtige wurden festgenommen: einer auf Teneriffa, die beiden anderen in Belgien. Die belgischen Behörden seien nach einem entsprechenden Gesuch der spanischen Polizei aktiv geworden. Bei den Verdächtigen soll sich allesamt um Belgier handeln.
Die beiden Männer, die in Belgien festgenommen wurden, sollen sich zum Tatzeitpunkt auf Teneriffa aufgehalten haben. Just an dem Tag, an dem der Fund der sterblichen Überreste von Laura Trappeniers bekannt wurde, sollen sie überstürzt abgereist sein. Es soll sich um Vater und Sohn handeln; beide wohnhaft in der Nähe von Charleroi, wie die Zeitung Het Nieuwsblad erfahren haben will.
Motiv unbekannt
Über das mögliche Motiv ist bislang nur wenig bekannt. Wie die Zeitung weiter berichtet, soll es einen Streit über Geldangelegenheiten gegeben haben. So viel habe die föderale Staatsanwaltschaft auch bestätigt. Laura und Marc waren recht vermögend. Als sie vor 16 Jahren nach Teneriffa auswanderten, waren sie Anfang bzw. Mitte 50; in dem Alter ist man eigentlich noch berufstätig. Marc war bis zuletzt als Kunstmaler tätig. Wenn sie auch keine Geldsorgen hatten, so waren sie nun auch nicht wirklich superreich. Die genauen Hintergründe liegen jedenfalls noch im Dunkeln.
Nach Informationen von Het Nieuwsblad sind die örtlichen Behörden auf Teneriffa jedenfalls davon überzeugt, dass der Fall damit gelöst sei. Die beiden Verdächtigen, die in Belgien festgenommen wurden, sind am Freitag einem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Wie die föderale Staatsanwaltschaft mitteilte, kommen sie in Untersuchungshaft. In den nächsten Wochen wird das zuständige Gericht über eine Auslieferung der beiden nach Spanien entscheiden. Die spanischen Justizbehörden leiten die Ermittlungen.
Roger Pint