Dass mit der Sonne nicht zu spaßen ist, sollte eigentlich jedem mittlerweile bekannt sein. Aber zur Erinnerung trotzdem noch mal ein paar Zahlen: Allein in Belgien werden pro Jahr 50.000 Fälle von Hautkrebs diagnostiziert. In den letzten vier Jahren hat die Zahl um 40 Prozent zugenommen. Bis 2030 rechnet die Stiftung gegen Krebs mit einer Zunahme um 60 Prozent. Es ist also absolut nachvollziehbar, wenn wieder und wieder vor den Gefahren durch zu viel Sonne aufmerksam gemacht wird und darauf, wie man sich schützen kann.
Das Erste, was vielen Menschen in diesem Zusammenhang einfällt, ist natürlich das Einschmieren mit Sonnenschutzcreme. Aber Sonnencreme mache nur einen kleinen Teil eines guten Schutzes aus, betont die Hautärztin Lieve Brochez in der VRT.
Schatten suchen
Am wichtigsten sei es den Schatten zu suchen und die größte Hitze zu vermeiden, also zum Beispiel gerade nicht mittags in die Sonne zu gehen. Das zweitwichtigste Schutzelement sei dann Kleidung. Und erst dann, auf dem dritten Platz, komme die Sonnencreme - natürlich bitte mit einem entsprechend hohen Lichtschutzfaktor von mindestens 30.
Aber Achtung: Oft benutzen die Menschen Sonnencreme einfach auch falsch. Das heißt, sie überschätzen den Schutzeffekt. Manche Menschen nutzten Sonnencreme als Alibi, um sich länger in die Sonne zu legen, um sich zu bräunen, so Brochez. Allerdings gebe es keine Belege dafür, dass Sonnencremes bei so einem Verhalten auch wirklich schützten. Sonnenbaden sei schlicht ein Risikoverhalten. So wie auch der Besuch von Solarien, um sich zu bräunen zum Beispiel.
Häufige Irrtümer
Es gibt aber noch weitere Irrtümer, die sich hartnäckig halten. Zum Beispiel, dass Sonnencreme weniger häufig aufgetragen werden muss, wenn sie einen höheren Lichtschutzfaktor hat. Grundsätzlich und unabhängig vom Lichtschutzfaktor gilt aber: Spätestens alle zwei bis drei Stunden sollte man sich erneut einschmieren. Häufiger wenn man schwitzt oder zwischendurch ins Wasser geht.
Dann sollte man sich auch an wolkigen Tagen auf jeden Fall einschmieren. Denn auch ohne blauen Himmel ist die UV-Strahlung da. Außerdem stimmt es auch nicht, dass gebräunte Haut besser vor den schädlichen Auswirkungen von UV-Strahlen beschützt.
Achtung vor Tipps von "Skinfluencern"
In der jüngeren Vergangenheit sind außerdem noch weitere schädliche Irrtümer hinzugekommen – dank der Sozialen Medien wie so oft. Denn es gibt mittlerweile Influencer, die sich auf das Thema "Haut" spezialisiert haben, sogenannte "Skinfluencer", vom englischen Wort für Haut, "skin". Und diverse mehr oder weniger prominente Persönlichkeiten, die sich ihren Fans gegenüber ebenfalls zum Thema Sonnencreme ausgelassen haben. Diese Menschen raten ihren Anhängern davon ab, Sonnencreme zu benutzen. Sie behaupten beispielsweise, dass Sonnencremes giftige Substanzen enthalten, die sogar Krebs verursachen könnten.
Sie versuchen oft auch, ihre eigenen Hausmittelchen zu vermarkten. Eine andere Variante sind Nahrungsmittelzusätze oder teure Bücher und Kurse, mit denen die Haut trainiert werden soll. Wissenschaftlich belegt ist nicht davon. Und die vorgeschlagenen Alternativen sind laut Hautexperten irgendwo zwischen wirkungslos, Betrug und Gesundheitsgefährdung einzustufen.
Dabei handele es sich um typische irreführende Informationen, wie man sie aus den Sozialen Medien ja kenne, erklärt Hautärztin Brochez sinngemäß. Die betreffenden Personen reißen bestimmte Informationen aus dem Zusammenhang und unterschlagen wichtige andere. So wie zum Beispiel, dass alle Sonnencremes in der EU streng geprüft werden. Oder dass so gut wie alle Stoffe ab einer gewissen Konzentration toxisch sind – nur dass diese Konzentrationen bei Sonnencremes nie erreicht werden.
In dem Sinne: Lieber mehr einschmieren und weniger angebliche Gesundheitstipps aus den Sozialen Medien holen. Und noch besser: Das Ganze verbinden mit Schatten suchen und Sonne meiden, so genießt sich die Sonne einfach am sichersten.
Boris Schmidt