Es ist wirklich die Erfüllung eines Kindheitstraums, beteuert Raphaël Liégeois. Natürlich sei das Ganze für ihn mit sehr vielen Emotionen verbunden, erklärt Liégeois der RTBF. Es gehe auch alles so schnell. Vor gerade einmal etwa einem Jahr habe er in Köln mit seiner Grundausbildung zum Astronauten begonnen und jetzt stehe fest, dass er 2026 zur Internationalen Raumstation ISS fliegen werde.
Nicht vergessen: Schon bis dahin war es ein alles andere als einfacher Weg. Liégeois ist als einer von nur fünf neuen europäischen Astronauten in spe aus über 25.000 Bewerbern ausgewählt worden, erinnert Thomas Dermine, Staatssekretär unter anderem für Wissenschaftspolitik, in der VRT. Eine enorme Leistung also.
Training in Houston
Ausgelassen feiern kann Liégeois aber nicht. Er befindet sich in Houston in den Vereinigten Staaten, wo er sein Training nach Köln fortsetzt. Dort hat er auch von seiner Auswahl für die ISS-Mission erfahren. In Houston wird Liégeois mit der Technik der Raumstation vertraut gemacht und es wird ihm unter anderem beigebracht, wie er in bestimmten Notfallsituationen reagieren muss.
Der Plan sei, dass er sich von Herbst 2026 bis Frühling 2027 - für sechs Monate - auf der Raumstation aufhalten werde. Jenseits dieser Eckdaten wisse er noch nicht viel. Weder über die Besatzung für die Mission noch über die Raumfahrzeuge noch über die wissenschaftlichen Inhalte der Mission.
Es werde erst noch einen Aufruf geben in Belgien, um dann anschließend passende Experimente auszuwählen. Aber das müsse eben alles erst noch definiert werden. Zwischenzeitlich steht für die nächsten Monate für Raphaël Liégeois vor allem viel Schwimmbecken an. Aber nicht etwa, um fit zu bleiben, sondern um das Aussteigen und das Bewegen außerhalb der Raumfahrzeuge in den Raumanzügen intensiv zu üben.
ISS-Mission Voraussetzung für Artemis-Mission
Es sei wichtig gewesen für Belgien, dass Liégeois möglichst schnell auf die ISS komme, unterstreicht in diesem Zusammenhang Staatssekretär Dermine. Denn das Absolvieren einer ISS-Mission sei die Voraussetzung, um danach noch weiter gehen zu können. Noch weiter heißt: An einer sogenannten Artemis-Mission der Amerikaner teilnehmen zu können. Ziel dieses Programms ist, wieder Astronauten auf die Oberfläche des Monds zu bringen. Allerdings reden wir hier keinesfalls über einen Automatismus, nur über eine Grundvoraussetzung, um dafür überhaupt potenziell infrage zu kommen.
Deswegen betont Dermine auch, dass eine eventuelle Mondmission unter belgischer Beteiligung noch sehr unsicher sei. Aber unmöglich sei es nicht. Sicher ist sich der Staatssekretär allerdings bei einem anderen Punkt: Dass das Geld, das Belgien in die Europäische Weltraumorganisation ESA steckt, gut angelegt ist. Das ist gar nicht so wenig: Insgesamt geht es um 325 Millionen Euro pro Jahr. Das macht das kleine Belgien zum fünftgrößten ESA-Beitragszahler. Rechnet man das auf die Einwohnerzahl um, landet Belgien sogar auf dem zweiten Platz. Jeder Euro, den Belgien in die ESA stecke, komme ins Land zurück, betont Dermine - sei es in Form von Verträgen für Wissenschaftler oder in Form von Aufträgen an die belgische Industrie.
Boris Schmidt