Bluthochdruck spielt wie gesagt eine sehr große Rolle bei der Entstehung von Herz- und Gefäßkrankheiten. Das unterstreicht auch die Kardiologin und Vorsitzende des Bluthochdruck-Komitees Tine De Backer. Und in Europa leidet etwa jeder dritte Erwachsene zwischen 30 und 79 Jahren an Bluthochdruck.
Schlaganfälle, Herzinfarkte, langfristig auch Nierenleiden und Beschädigungen der Blutgefäße, ja sogar Probleme mit dem Sehvermögen – all das könne mit Bluthochdruck in Verbindung gebracht werden, erklärt De Backer in der VRT.
Hoher Blutdruck ohne Symptome
Ein großes Problem sei dabei, dass viele Menschen gar nicht spürten, dass sie zu hohen Blutdruck hätten. Denn manchmal äußere sich das nicht oder nur schwach in Symptomen. Oder in Symptomen, die Menschen einfach nicht mit Bluthochdruck in Verbindung brächten.
Klarheit könnten nur Messungen des Blutdrucks bringen. Das werde in der neuen Kampagne auch hervorgehoben. Sprich: Immer wenn man zur Kontrolle zum Arzt geht, auch den Blutdruck messen lassen, also mindestens einmal im Jahr. Und es schade sicher nicht, auch außerhalb der Arztpraxis den Blutdruck im Auge zu behalten, betont die Expertin.
Ist das Gesundheitsproblem erst einmal diagnostiziert, dann folgt die Behandlung. Das bedeutet neben Änderungen bestimmter Lebensgewohnheiten meist eine langfristige medikamentöse Behandlung. So eine Behandlung erfordere natürlich Disziplin. Und die hätten längst nicht alle Patienten.
Einer von drei belgischen Patienten höre zu früh mit der Behandlung auf, sprich innerhalb des ersten halben Jahres. Nach dem ersten Jahr Behandlung steige die Ausfallquote sogar auf die Hälfte. Das Problem seien aber nicht nur Patienten, die zu früh mit der Behandlung aufhörten, führt die Kardiologin aus. Sondern auch die, die gar nicht erst mit der Behandlung begännen. Und auch die, die sich nicht präzise an die Anweisungen zur Einnahme hielten oder immer mal wieder vergäßen, ihre Medikamente zu nehmen.
Gravierende Folgen
Dieses Fehlverhalten kann gravierende Folgen haben. Darauf hat auch die Weltgesundheitsorganisation WHO in einem neuen Bericht eindringlich hingewiesen. Demnach sterben allein in Europa jedes Jahr mindestens 200.000 Menschen, weil sie ihren Bluthochdruck nicht korrekt behandeln lassen. Und neben Menschenleben kostet das auch Geld. Richtig viel Geld sogar: Zwischen 80 und 125 Milliarden Euro muss Europa pro Jahr laut WHO dafür ausgeben.
Es sei also wichtig, zu hohen Blutdruck konstant unter Kontrolle zu halten. Nur so ließen sich gefährliche Langzeitfolgen vermeiden.
Wirkung nur bei Einnahme
Die Medikamente gegen Bluthochdruck wirkten wirklich nur, solange sie auch tatsächlich eingenommen würden, hebt die Ärztin hervor. Sobald sie abgesetzt würden, steige auch der Blutdruck wieder – und damit natürlich auch die damit verbundenen Gesundheitsrisiken.
Das Bluthochdruck-Komitee betont deshalb in seiner Kampagne, dass die Behandlung von Hypertonie wirklich eine gemeinschaftliche Anstrengung sei. Deshalb auch der (übersetzte) Kampagnen-Slogan "Alle zusammen. Therapietreue ist ein Mannschaftssport". Die Hauptverantwortung trügen natürlich die Patienten selbst, das sei klar, so De Backer. Aber sie müssten während der Therapie auch richtig und umfassend unterstützt werden, um das Ganze korrekt durchzuziehen. In diesem Sinne müssten Ärzte und Gesundheitspersonal, aber auch das persönliche Umfeld der Patienten am gleichen Strang ziehen.
Boris Schmidt