Allein in der Wallonie wurden knapp 500 Keuchhusten-Infektionen gezählt. Den letzten größeren Ausbruch gab es 2014, da wurden im ganzen Jahr 850 Fälle allein in der Wallonie festgestellt. Wenn die Entwicklung in diesem Jahr so weitergeht wie in den ersten vier Monaten, wird dieses Ergebnis sicherlich überschritten.
Keuchusten-Bakterien kursieren ganzjährig
Keuchhusten-Infektionen finden das ganze Jahr über statt, es gibt keine direkte Saison für die Krankheit, wie zum Beispiel bei der Grippe. Im Sommer gehen die Zahlen etwas zurück wie bei allen Infektionskrankheiten, weil wir alle mehr im Freien unterwegs sind, was prinzipiell die Ansteckungsgefahr senkt.
Impfung schützt nur wenige Jahre - Hoffnung auf bessere Impfstoffe
Der Infektiologe Yves Van Laethem nennt als Grund für die deutliche Zunahme den unzureichenden Impfschutz, der aber nicht an einer allgemeinen Impfmüdigkeit liegt, sondern tatsächlich mit den verwendeten Impfstoffen zusammenhängt. Man ist auf azelluläre Impfstoffe umgestiegen, weil sie besser vertragen werden, sowohl von Erwachsenen als auch von Kindern. Sie haben aber den Nachteil, dass ihre Wirkung nur wenige Jahre andauert. Die Auffrischungsimpfungen werden häufig vergessen. Die Konsequenz daraus ist, dass ein immer größerer Teil der Bevölkerung mit einer weniger effektiven Impfung aufgewachsen ist und daher nicht so gut immunisiert ist gegen die Krankheit.
Laut Van Laethem wird zur Zeit an einem neuen Impfstoff geforscht, der besser und vor allem länger vor einer Keuchhusten-Infektion schützen soll. Außerdem wird es wieder ein Einzelimpfstoff sein. Zur Zeit wird ja meist eine Dreierkombination zur Impfung gegen Diphterie, Tetanus und Keuchhusten verabreicht.
Keuchhusten für Babys lebensgefährlich
Für gesunde Erwachsene ist Keuchhusten zwar äußerst unangenehm, weil dieser Husten sehr hartnäckig ist, aber nicht lebensgefährlich. Bei Husten, der länger anhält, sollte man auf jeden Fall abklären lassen, ob es Keuchhusten ist. Das geht mit einem Bluttest. Falls ja, erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika.
Anders sieht es aus bei Kindern und Kleinkindern. Von den derzeit 38 Keuchhusten-Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden, sind 18 - also knapp die Hälfte - Babys, die jünger als sechs Monate alt sind und daher noch gar nicht den vollen Impfschutz haben können. Für sie kann Keuchhusten lebensbedrohend werden. Sie können im schlimmsten Fall einen Atemstillstand erleiden. Zu den häufigen Komplikationen zählen zudem Erstickungsanfälle und Erbrechen, so dass die Kinder sehr schnell entkräftet sind. Dann ist eine Behandlung im Krankenhaus unvermeidlich. Am besten ist es, wenn Schwangere gegen Keuchhusten geimpft sind. Dann profitiert das Ungeborene vom sogenannten Nestschutz und kann bereits im Mutterleib Antikörper bilden.
sudinfo/sh