"The Hoppers", frei übersetzt also "Die Hüpfer", das ist der Spitzname der jüngsten Astronauten-Absolventenklasse der Europäischen Weltraumorganisation ESA. "The Hoppers", das sind neben dem Belgier Raphaël Liégeois vier weitere Europäer. Sie stammen aus Frankreich, Spanien, Großbritannien und der Schweiz. Und auch eine Australierin gehört der Abschlussklasse an, schließlich ist die Erforschung des Weltraums immer auch eine Frage internationaler Zusammenarbeit.
Der Name "Hüpfer" bezieht sich laut ESA-Homepage dabei auf den Ehrgeiz der frischgebackenen Astronauten, quasi schwerelos durch den Weltraum zu hüpfen – zunächst zur Internationalen Raumstation und später hoffentlich auch bis zum Mond. Denn das ist ja das erklärte Ziel der ESA: Sie will vor 2030 den ersten Europäer beziehungsweise die erste Europäerin auf die Oberfläche des Erdtrabanten bringen.
Die Absolventen haben ein Jahr hartes Training und harte Arbeit hinter sich, erinnerte ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher bei der Abschlusszeremonie für die neuen Astronauten im Ausbildungszentrum in Köln. Ein Jahr voller Anstrengungen und Herausforderungen. Aber auch ein Jahr, in dem die "Hoppers" starke Bindungen zueinander aufgebaut haben und zu einem echten Team zusammengewachsen sind, wie Raphaël Liégeois betont.
Astronaut zu werden, das sei ein weit entfernter Traum gewesen, an dem er aber immer festgehalten habe, bis er jetzt endlich Wirklichkeit geworden sei. Vor einigen Stunden seien sie noch Astronauten-Anwärter gewesen, vertraut Liégeois in einem Interview auch der RTBF an. Aber nun seien sie alle wirklich waschechte und zertifizierte Astronauten. Diesen Schritt erfolgreich abgeschlossen zu haben, das bringe natürlich viele Emotionen mit sich. Und vor allem auch ein Gefühl, wirklich etwas erreicht zu haben nach all der Arbeit des vergangenen Jahres.
Das ESA-Ausbildungsprogramm der letzten zwölf Monate hatte es wirklich in sich: Weltraumsimulationen, Tauchlehrgänge, Beschleunigungs- und Belastungstests, Überlebenstraining, Parabelflüge, um den Umgang mit Schwerelosigkeit zu üben – körperlich wurde jeder der Kandidaten auf Herz und Nieren getestet und gefordert. Aber neben viel Praxis stand natürlich auch viel Theorie auf dem Stundenplan. Denn schließlich müssen Astronauten nicht nur die Bedienung der ganzen Weltraumtechnik im Schlaf beherrschen, sie müssen während ihrer Missionen ja auch noch diverse Experimente ausführen und so weiter.
Ein besonders komplexer Teil des Trainings seien die Übungen für sogenannte "Weltraumspaziergänge" gewesen, hebt Liégeois hervor. Denn für diese Außenbordeinsätze wird unter Wasser in einem Schwimmbad trainiert – alles andere als eine Selbstverständlichkeit in einem sperrigen Raumanzug. Aber dank der ausgezeichneten Begleitung während der Ausbildung sei er mit der Prozedur mittlerweile vertraut. Er hoffe auch, so eines Tages tatsächlich das Raumfahrzeug für einen Außenbordeinsatz verlassen zu dürfen.
Aber eins nach dem anderen, noch ist Liégeois nicht der dritte Belgier im All nach Dirk Frimout und Frank De Winne. Die Grundausbildung sei zwar jetzt erfolgreich absolviert, aber nun müssten die Astronauten auf die Zuteilung einer Mission warten. Zwischenzeitlich gehe die Ausbildung weiter, nur eben in anderen Bereichen. Dazu gehört zum Beispiel zu lernen, wie man Flugzeuge steuert oder auch Kurse in Funkkommunikation mit der Internationalen Raumstation.
Wann der weitere Zeitplan oder Details über mögliche künftige Missionen bekanntgegeben werden, ist aktuell noch unbekannt. Sicher ist nur eines: Sobald Liégeois eine Weltraummission zugeteilt bekommt, stehen ihm weitere, missionsspezifische Ausbildungen und Trainings bevor. Denn das "Hüpfen" in den Weltraum ist und bleibt eine enorme Herausforderung, die gründlichste Umsicht und Vorbereitung erfordert.
Boris Schmidt