"Verrat", "Illoyalität" - starke Worte aus dem Mund des MR-Ministerpräsidenten Pierre-Yves Jeholet. Er meint damit die Tatsache, dass seine Koalitionspartner ihren Willen mit einer sogenannte Wechselmehrheit durchgesetzt haben, konkret mit den Stimmen der oppositionellen PTB. De facto bedeutet das, dass die Regierung gestürzt ist; nur sind ja auf Teilstaatenebene keine Neuwahlen möglich.
Auf dem Tisch lag die umstrittene Hochschulreform. Die sah - grob gesagt - vor, dass Studierende weniger Zeit bekommen sollten, um ihre ersten beiden Studienjahre zu absolvieren. In Brüssel und in der Wallonie waren Studierende gegen das Vorhaben auf die Straße gegangen. PS und Ecolo wollten auf deren Kritik eingehen, die MR hielt dagegen am Entwurf ihrer Ministerin Françoise Bertieaux fest.
Dass die MR am Ende von den Partnern buchstäblich ausgebootet wurde, das komme einem Dolchstoß gleich, sagte Jeholet. Und damit sei das Vertrauen zerrüttet, was unweigerlich dazu führe, dass ab jetzt keine wichtigen Entscheidungen mehr getroffen werden könnten. Man werde aber natürlich geschäftsführend im Amt bleiben. Hier gehe es schließlich um Verantwortungsbewusstsein.
Der MR-Vorsitzende Georges-Louis Bouchez hat derweil versichert, dass die Liberalen keine Vergeltung üben und die Stabilität der anderen Regierungen, an denen die MR beteiligt ist, nicht gefährden würden.
Roger Pint
Geschäftsführend bedeutet weniger arbeiten fürs gleiche Geld.