Nationalbankchef Quaden spricht sich für eine Reform des belgischen Indexierungssystems aus. Das erklärte er bei der Vorstellung des Jahresberichtes seiner Institution am Dienstag.
Demnach schlägt sich Belgien besser als der europäische Durchschnitt: Das Wirtschaftswachstum legt zu, der Beschäftigungsgrad stieg letztes Jahr leicht an - dadurch stabilisierte sich die Arbeitslosenrate bei etwa 8,4 Prozent.
Die Belebung am Arbeitsmarkt führte zu einem gestiegenen Verbrauchervertrauen. Auch der Konsum legte zu. Außerdem profitierten die Unternehmen von einer gestiegenen Nachfrage aus dem Ausland, vor allem aus Deutschland. Das führte zu einer guten Außenhandelsbilanz.
Ebenfalls positiv: Das Haushaltsdefizit im Staatsetat wurde reduziert. Man habe also etwas zur Sanierung der Staatsfinanzen tun können.
Problem Inflation
Dennoch sei die Inflationsrate in Belgien eine der höchsten der Eurozone: 2,3 Prozent im Jahresdurchschnitt (Eurozone gesamt: 1,6 Prozent). Das liege vor allem an den teuren Energie- und Nahrungsmittelpreisen. Diese trieben die Löhne und damit die Lohnnebenkosten für die Betriebe in die Höhe, was sich auf die Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen europäischen Ländern auswirke.
In Belgien wie auch in Luxemburg sind die Löhne an die Inflationsrate gekoppelt. Innerhalb der EU gibt es Forderungen, dieses System der Lohn-Index-Bindung abzuschaffen. Nach Einschätzung von Nationalbankchef Quaden wird sich Belgien nicht mehr länger gegen eine stärkere Kontrolle der Lohnpolitik durch Europa wehren können.
Kritik von PS und cdH
Die wallonischen Sozialisten und Christdemokraten halten nichts von einer Reform des belgischen Indexierungssystems, wie sie die Nationalbank angeregt hat. Wohl sprechen sich beide Parteien für eine strengere Kontrolle der Strom- und Gaspreise aus. Ein starker Kostenauftrieb stelle sowohl die Privathaushalte als auch die Unternehmen vor Probleme, sagte PS-Sozialministerin Onkelinx.
Auch die frankophonen Liberalen und die flämischen Christdemokraten wollen die Energiepreise stärker kontrollieren, schließen eine Reform der automatischen Indexierung aber nicht kategorisch aus.
aho/jp/km - Bild: Nicolas Maeterlinck (belga)