Aktuell gibt es in Belgien etwa 640.000 Über-80-Jährige. Diese Zahl wird sich laut Prognosen bis 2050 verdoppeln auf über 1,2 Millionen. Wenn man das auf die Gesamtbevölkerung umrechnet, entspricht das rund zehn Prozent.
Dieser Anstieg wird sich unweigerlich im Gesundheitswesen und in der Sozialen Sicherheit bemerkbar machen. Denn je mehr sehr alte Menschen es gibt, desto mehr Geld muss zum Beispiel für Behandlungen eingeplant werden, für Medikamente, für Plätze in Krankenhäusern und in Alten- und Pflegeheimen. Und das wohlgemerkt bei Staatsfinanzen, die ohnehin schon alles andere als gut sind und bei denen auch keine echte Verbesserung in Sicht ist.
Es sei aber sowieso ein Missverständnis, dass man die Vergreisung nur durch immer mehr Geld bekämpfen könne. Das sagt der Vorsitzende der christlichen Krankenkassen Luc Van Gorp am Montag im Interview mit den Zeitungen Het Nieuwsblad und Gazet van Antwerpen. Stattdessen plädiert er für eine "radikal andere Vorgehensweise". Er verstehe nicht, warum immer nur über die Länge des Lebens gesprochen werde, aber nicht über die Qualität dieses Lebens, erklärt Van Gorp in der VRT.
Heutzutage täten Ärzte und das Personal das Gesundheitssektors immer alles, um alle Menschen möglichst lange leben zu lassen, so Van Gorp. Aber wo bleibe eigentlich die Frage, warum das eigentlich getan werde? Länger leben könne doch nicht einfach ein Selbstzweck sein. Die grundlegende Frage müsse vielmehr lauten, wie lang man leben und dabei ein qualitativ zufriedenstellendes Leben führen könne.
Dem Krankenkassenchef werden dabei auch die Menschen selbst zu wenig berücksichtigt. Manche alten Menschen könnten ein qualitatives Leben genießen, ohne dass ihnen dabei zum Beispiel medizinisch unter die Arme gegriffen werde müsse. Andere könnten das nur mit viel Unterstützung. Aber auch das sei vollkommen in Ordnung, betont Van Gorp, wenn ihre Lebensqualität dadurch sichergestellt werden könne.
Aber dann gebe es eben auch noch eine dritte Gruppe: Die Menschen, die trotz aller Versorgung und Hilfe nicht mehr in der Lage seien, ihr Leben so zu führen, wie sie selbst sich das wünschten oder vorstellten. Diese Menschen gäben durchaus manchmal an, genug gelebt zu haben. Anders gesagt: Sie seien ihres Lebens in der aktuellen Form überdrüssig.
Als konkretes Beispiel nennt Van Gorp schwer kranke Menschen wie zum Beispiel Krebspatienten. All die Medikamente und oft teuren Eingriffe zum Lebensende um die Lebenszeit nur um einige Wochen, Tage oder gar Stunden zu verlängern. Da müsse man sich schon die Frage stellen dürfen, ob das sinnvoll und wünschenswert sei.
Deswegen regt Van Gorp eine Lockerung der Euthanasiegesetzgebung an. Zur Erinnerung: Aktuell ist Sterbehilfe in Belgien ja nur erlaubt, wenn das Leiden von Patienten "unerträglich groß" ist. Van Gorp will diese Vorbedingung deutlich abschwächen, damit eben auch Menschen legal Sterbehilfe erhalten können, die einfach mit dem Leben abgeschlossen haben.
"Warum soll das Leben solcher Menschen noch verlängert werden, obwohl sie das doch selbst nicht wollen?", fragt Van Gorp. Und wenn man das Ganze unter einem haushaltstechnischen Aspekt betrachte, dann sei es auch so, dass diese Menschen den Staat nur Geld kosteten. Es könne doch nicht gewünscht sein, die verfügbaren gesellschaftlichen Mittel auf diese Weise einzusetzen. Und deswegen verdiene das eine gesellschaftliche Debatte, fordert der Vorsitzende der christlichen Krankenkassen.
Boris Schmidt
Der Herr Van Gorp sollte sich und seinen 'christlichen' Mitarbeitern mal einen Besuch der 'Silvio Gesell' Ausstellung im St.Vither ZVS Museum spendieren um sich dessen Weitsicht mal zu gönnen... Nachdem den Alten/Betagten/Pflegebedürftigen ihre Guthaben und Erbe vom Pflegesystem einkassiert sein wird, kann man diese dann per 'Börsenbescheid' entsorgen. Die unlängst eingesetzte VoG psychologischer Berater kann die Alten dann schon mal auf diesen Entscheidungs-Schritt hin beraten ! 'Soylent green' lässt grüssen...
Tja Herr Van Gorp, es ist wirklich Schade, dass aus Kostengründen die Überflüssigen Alten nicht aus dem Land entlassen werden können (Ruanda?), so wie Unternehmen dies mit Arbeitern und Angestellten tun können.
"Ja, liebe Oma/lieber Opa, Du weißt selbst am besten, wie schlecht es Dir geht. Ist doch kein Leben mehr! Uns machst Du nur noch Mühe. Und was das kostet! Aber da gibt es einen guten Vorschlag der Christlichen (!) Krankenkasse ..."
Es ist nur ein Schritt, dieses Denken auch auf Behinderte zu übertragen.