Ausländer - besonders die aus Nicht-EU-Staaten - haben es auf dem belgischen Arbeitsmarkt schwieriger als Einheimische, das lässt sich schon am Beschäftigungsgrad ablesen. Im dritten Quartal 2023 lag der in Belgien bei 77,2 Prozent. Betrachtet man allerdings nur die Nicht-EU-Bürger, stürzt der Beschäftigungsgrad um fast 30 Prozent ab - auf nur noch 48,9 Prozent. Das bedeutet: Weniger als jeder zweite Nicht-EU-Ausländer arbeitet. Belgien landet in dieser Hinsicht im europaweiten Vergleich sogar weit abgeschlagen auf dem letzten Platz.
Diesen Trend bestätigt jetzt auch eine neue Literaturstudie von Forschern fünf belgischer Universitäten. Ausgehend von wissenschaftlichen Artikeln von 2010 bis 2023 zeichnet die Studie ein düsteres Bild des belgischen Arbeitsmarkts für Ausländer: nicht nur, was Beschäftigungsgrad und Arbeitslosenquote angeht, wie Louise Devos, Co-Autorin der Studie, in der VRT betont. Menschen mit Migrationshintergrund arbeiteten typischerweise in Jobs, die schlechter bezahlt seien und die Einheimische nicht mehr machen wollten. Diese Menschen seien auch häufiger überqualifiziert für ihre Jobs, bekämen aber keine passenden Stellen angeboten. Ihre Arbeitsverhältnisse seien auch prekärer.
Rückstand auch bei zweiter Generation
Das Erschreckende: Diese Benachteiligung betrifft nicht nur Migranten der ersten Generation, also Menschen, die selbst nach Belgien eingewandert sind. Auch bei der zweiten Generation sei oft noch ein großer Rückstand festzustellen - also bei Menschen, die in Belgien geboren sind, hier zur Schule gegangen sind und die Landessprachen beherrschen, wie Devos unterstreicht. Menschen, die quasi nur das Pech haben, dass mindestens ein Elternteil ein Migrant oder eine Migrantin ist. In dieser Hinsicht schneidet Belgien im Vergleich zu anderen europäischen Ländern auch besonders schlecht ab. Normalerweise ist bei der zweiten Migrantengeneration nämlich ein doch erheblicher Fortschritt gegenüber der Elterngeneration zu erwarten.
Die Forscher sehen dafür verschiedene Gründe. Auf Arbeitgeberseite spiele beispielsweise Diskriminierung noch immer eine große Rolle, trotz entsprechender Gesetzgebung, die das verbiete. Daneben gebe es aber noch den Faktor Unsicherheit: Manche Arbeitgeber fragten sich, ob Menschen mit Migrationshintergrund wirklich genauso produktiv seien oder ob sie sich gut in den Betrieb integrieren könnten. In Kombination mit den komplizierten Entlassungsprozeduren erzeuge diese Unsicherheit bei potenziellen Arbeitgebern oft zu große Zweifel, um Menschen mit Migrationshintergrund einzustellen.
Anerkennung ausländischer Diplome und Abschlüsse kompliziert
Auch die belgischen Behörden bekommen von den Forschern schlechte Noten: Zu oft sei es einfach so, dass Migranten nicht oder nur unzureichend begleitet würden, wenn sie in Belgien ankämen. Ein Riesenproblem auf einem Arbeitsmarkt, der für Neuankömmlinge oft ein Buch mit sieben Siegeln ist. Zweiter großer Knackpunkt: die Anerkennung ausländischer Diplome und Abschlüsse. Je weiter weg die Ursprungsländer der Migranten seien, desto schwieriger werde diese Anerkennung. Auch das fördere die schlechten Jobchancen gerade von Nicht-EU-Ausländern.
Aber auch die Arbeitnehmerseite hat Defizite aufzuweisen. Menschen mit Migrationshintergrund seien im Schnitt schlechter ausgebildet als Einheimische - das erschwere den Parcours zu besseren Jobs und sozialem Aufstieg. Dieses Problem betreffe auch noch die zweite Generation: Kinder von Migranten würden im Schnitt schulisch schlechter begleitet, hätten schlechtere Noten und brächen die Schule häufiger ab. Außerdem würden sie vom Unterrichtswesen häufig in Richtung früher und geringer qualifizierter Berufe gedrängt.
Eine gute Nachricht haben die Forscher immerhin: Je größer die Konkurrenz um Arbeitskräfte in einem bestimmten Sektor ist, desto inklusiver werden Betriebe plötzlich - desto größer sind hier die Chancen für Migranten auf einen Job und höhere Gehälter.
Boris Schmidt
Was niemand schreibt ist, dass viele dieser Menschen nicht arbeiten wollen und den Belgiern auf der Tasche liegen und sich mit kriminellen Aktivitäten etwas hinzuverdienen.
Warum sollte man also arbeiten ? Ich kenne genügend Betriebe die jeden nehmen der Arbeiten möchte, Leider ist es die Sozialhilfe so groß, dass Arbeiten sich nicht mehr lohnt.
Arbeit lohnt sich nicht wegen niedriger Löhne und hoher Steuern in Belgien: Diese Perspektive könnte darauf hinweisen, dass die Entscheidung, nicht zu arbeiten, oft weniger mit mangelnder Arbeitsbereitschaft als vielmehr mit der Unattraktivität der verfügbaren Arbeitsplätze zusammenhängt. Wenn die Löhne so niedrig sind, dass selbst Vollzeitarbeit nicht ausreicht, um grundlegende Lebenskosten zu decken, und hohe Steuern das Einkommen weiter reduzieren, könnte dies einige Menschen davon abhalten, niedrig bezahlte Jobs anzunehmen.
Mangelnde Anerkennung der eigenen soziale Verantwortung der Arbeitgeber:
Es ist die soziale Verantwortung der Arbeitgeber, nicht nur Arbeitsplätze zu schaffen, sondern auch solche, die es den Arbeitnehmern ermöglichen, ein angemessenes Leben zu führen. Dies beinhaltet angemessene Löhne, die es einem Vollzeitbeschäftigten ermöglichen, eine Familie zu ernähren und ein Haus zu finanzieren. Das Argument hier ist, dass es nicht nur darum geht, Arbeitsplätze zu schaffen, sondern auch darum, sicherzustellen, dass diese Arbeitsplätze faire und lebenswerte Bedingungen bieten.
Sprache lernen, sich anpassen, die Lebensweise der Einheimischen verstehen UND akzeptieren, auf die Leute zugehen, offen sein für neues, arbeiten wollen,.... und vor allem nicht immer fordern sondern machen ! Sind unsere neuen Mitbürger offen für dafür?