"Der erste Teil Ihrer Mission ist nicht ohne Risiko - das wissen Sie genauso gut wie ich". Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder redete nicht um den heißen Brei herum bei der Abschiedszeremonie für die Besatzung der Fregatte Louise-Marie.
Das wird keine Spazierfahrt, das ist den Männern und Frauen durchaus bewusst. "Ich lese auch Zeitung", sagte einer der Marine-Soldaten in der VRT. "Ich weiß, was da abgeht. Aber ich habe mich für einen Job in den Streitkräften entschieden. Dann muss ich da jetzt auch durch."
Die Rede ist von der Region um die arabische Halbinsel, genauer gesagt vom südlichen Teil des Roten Meeres. Seit Anfang Oktober attackiert dort die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz vom Jemen aus immer wieder Handelsschiffe. Dabei kommen Raketen und Drohnen zum Einsatz. Die Huthis sehen das als ihren Beitrag zum Kampf gegen Israel. Sie behaupten jedenfalls, dass sie auf diese Weise Transporte in Richtung Israel unterbinden wollen. Die Attacken sind mit der Zeit immer verwegener geworden. Die Huthis zögern nicht mehr, die Schiffe sogar zu entern. Es kursieren Videos, die Kampfszenen auf Schiffsdecks zeigen.
Resultat von alledem ist jedenfalls, dass die großen Reedereien das Rote Meer längst meiden. Was dann aber auch bedeutet, dass der Suezkanal als schnelle Route Richtung Europa ausfällt und die Schiffe stattdessen den Weg um das Kap der Guten Hoffnung nehmen müssen. Das dauert länger und ist teurer.
Sicherung der Schifffahrtsrouten
Während vor allem die USA und Großbritannien das Problem offensiv bekämpfen und die Huthi-Rebellen aus der Luft angreifen, haben sich die Europäer für eine defensive Mission entschieden. Im Klartext: Man will den Handelsschiffen Geleitschutz geben. Und die Louise-Marie ist also der belgische Beitrag zu dieser EU-Marinemission, die den Namen "Aspides" trägt; das ist das altgriechische Wort für Beschützer.
"Hauptaufgabe ist die Sicherung der Schifffahrtsrouten", sagte Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder in der RTBF. Über diesen Weg wolle man zugleich zur Stabilisierung der Region beitragen. Und beides zusammengenommen stelle in gewisser Weise auch humanitäre Hilfe für die Region dar.
Für uns ist es sehr wichtig, zur Sicherung der Schifffahrtsrouten beizutragen, sagte auch Helena Vande Gaer, die Kommandantin der Louise-Marie. Denn insbesondere der Weg durch den Suezkanal sei auch für unsere Wirtschaft von tragender Bedeutung. Und das Ganze eben notfalls mit Gewalt. Denn die Huthi-Rebellen zögern auch nicht, sogar Kriegsschiffe anzugreifen. Die Louise-Marie wird sich also auch auf mögliche Kampfhandlungen einstellen müssen.
Nicht ungefährlich
"Ja, in der Tat, die Mission ist nicht ungefährlich", räumt auch Verteidigungsministerin Dedonder ein. "Aber: Dafür haben sich die Frauen und Männer schließlich bei den Streitkräften gemeldet, dafür wurden sie auch trainiert und ausgebildet."
"Wir sind bereit!", bestätigt auch Kommandantin Vande Gaer. Die ersten vier Wochen der Mission wird man noch im Mittelmeer für Trainingszwecke nutzen, bevor man dann Kurs aufs Rote Meer nimmt.
Vier Monate lang wird die knapp 200-köpfige Besatzung jetzt also unterwegs sein. Nach dem Einsatz im Roten Meer soll die Fregatte auch noch im Persischen Golf zum Einsatz kommen. Das Schiff wurde nochmal eigens für diese Mission aufgepeppt und verstärkt, unter anderem zum Schutz vor Drohnenangriffen.
Vier lange Monate, in denen die Frauen und Männer natürlich auch von ihren Familien getrennt sein werden. Der Abschied an der Kaimauer am Militärhafen von Zeebrügge fiel denn auch schwer. "Daran gewöhnt man sich nie so ganz", sagte eine Mutter in der RTBF. "Zumal, wenn's jetzt nicht mehr der Ehemann ist, sondern der Sohn. Das ist schon sehr ergreifend."
Roger Pint