In unserer modernen Welt ist mittlerweile buchstäblich fast alles miteinander vernetzt. Was für private Geräte und Haushalte gilt, gilt für die Wirtschaft natürlich erst recht. Dank Digitalisierung kommen viele Betriebe nicht nur mit immer weniger Arbeitnehmern aus, sondern schaffen es auch, ihre Produktions- und anderen Prozesse immer weiter zu optimieren und zu koordinieren. Die Digitalisierung macht aber auch Angreifern die Arbeit einfacher, die Verbrecher können heutzutage aus der Ferne über das Internet von überall aus zuschlagen.
Wie oft sie das in Belgien tun, ist unbekannt. Dem Belgischen Zentrum für Cybersicherheit werden pro Jahr von Firmen etwa 120 Hacks gemeldet. Experten gehen allerdings von einer sehr hohen Dunkelziffer aus: Längst nicht alle Opfer von Cyberangriffen bitten die föderalen Computerexperten um Hilfe. Beispielsweise weil sie Imageschäden befürchten, wenn bekannt würde, dass ihre Daten in die Hände von Kriminellen gelangt sein könnten. Andere geben den Forderungen der Hacker nach und bezahlen Lösegeld, in der Hoffnung, dass sich so alles ohne Aufsehen regeln lässt.
Aber das föderale Zentrum für Cybersicherheit führt auch seinen eigenen Kampf gegen Hacker. Zum Beispiel, indem es im Internet aktiv nach geleakten Daten belgischer Firmen und Betriebe Ausschau hält. Wenn die Experten solche Zugangsdaten im Netz finden, warnen sie die betroffenen Firmen persönlich, erklärt Pressesprecherin Katrien Eggers in der VRT. Das kommt häufiger vor, als man vielleicht denken könnte. Mehr als 9.000 solcher Warnungen habe das Zentrum im letzten Jahr Firmen zukommen lassen und habe ihnen damit hoffentlich die Zeit gegeben, um notwendige Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Wie wichtig dieser Service ist, belegen auch die bisher verfügbaren Zahlen für 2024, denn das Zentrum für Cybersicherheit findet immer häufiger sensible Firmendaten im Internet. Allein im Januar und Februar hat das Zentrum so bereits fast 5.000 Mal Warnungen wegen geleakter Daten verschicken können.
Das Zentrum behält aber auch andere Entwicklungen im Auge, etwa neue potenzielle Schwachstellen oder Sicherheitslücken in Programmen und Systemen. Denn über die könnten sich Hacker Zugang zu Firmennetzwerken verschaffen, um dort Schadsoftware zu installieren oder Informationen zu stehlen. Die föderalen Experten könnten zum Beispiel eine kritische Lücke in einem E-Mail-Server entdecken, der weltweit genutzt werde, so Miguel De Bruycker, Leiter des Zentrums. Wenn die Experten dann feststellten, dass Kriminelle diese Lücke aktiv missbrauchten, dann versuchten sie, betroffene Firmen in Belgien schnellstmöglich zu identifizieren und sie zu warnen. 500 bis 1.000 Mal mache das Zentrum für Cybersicherheit das etwa pro Monat.
Aber natürlich sollten sich die Unternehmen nicht nur auf das föderale Zentrum verlassen, was Cybersicherheit angeht. Der beste Weg sei, den Ernstfall zu üben, so sinngemäß Computerexperte Nico Cool. Firmen übten doch auch regelmäßig für den Brandfall. Warum also nicht das gleiche tun für den Fall eines Hackerangriffs?
Das A und O sei aber natürlich, die eigenen Verteidigungsmechanismen regelmäßig zu überprüfen beziehungsweise von externen Experten überprüfen zu lassen, betont Cool. Experten für Cybersicherheit oder auch etwa sogenannte ethische Hacker könnten genutzt werden, um die Informatiksysteme nicht nur zu durchleuchten, sondern auch aktiv auf mögliche Schwachstellen testen zu lassen.
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Boris Schmidt