Es war ein Bericht, der mit Spannung erwartet worden war: Jedes Jahr um diese Zeit veröffentlicht der Zentrale Wirtschaftsrat seine Jahresbilanz. Hier handelt es sich um eine Synthese der wirtschaftlichen Entwicklung in Belgien und in den drei großen Nachbarländern Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.
Besonders im Fokus steht da die Lohnentwicklung, vor allem eben in den umliegenden Staaten. Denn auf dieser Grundlage wird die sogenannte Lohnnorm bestimmt - und die ist maßgebend für die Entwicklung der Gehälter in Belgien.
Laut dem Gutachten des Zentralen Wirtschaftsrats sind die Bezüge in Belgien zuletzt wesentlich stärker gestiegen als in den Nachbarländern. Die Lohnkluft beläuft sich demnach auf 1,8 Prozent. Und das bedeutet im Umkehrschluss, dass es bei den nächsten Verhandlungen über ein Rahmentarifabkommen keinerlei Spielraum geben wird, berichtet die Zeitung L'Echo am Donnerstag.
Die Lohnnorm dürfte bei 0 liegen, also: keine Gehaltserhöhung möglich. Und das dürfte wohl auch in den nächsten Jahren so bleiben, schreibt L'Echo. Ausgenommen davon ist freilich die Lohn-Index-Bindung, die ja die Bezüge an die Preisentwicklung anpasst.
Die Gewerkschaften reagieren dennoch verärgert auf die neuerliche Entwicklung. Sie fordern insbesondere eine Reform des Systems zur Festlegung der Lohnnorm.
Roger Pint