Immer mehr Erwerbstätige haben zwei Jobs. Das zeigt eine Studie des Personaldienstleisters Acerta, die auf der Basis von Eurostat-Daten erstellt wurde. Dabei ist es nicht so, dass immer finanzieller Druck die Ursache dafür ist. Zwar gibt es Arbeitnehmer, die von dem Einkommen aus einem Job nicht ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Aber es gibt auch zunehmend Berufstätige, die sich das bewusst und freiwillig so aussuchen.
Laut der Acerta-Studie haben aktuell fünf Prozent der Erwerbstätigen in Belgien zwei Jobs, das sind in absoluten Zahlen gesprochen knapp 254.000 Arbeitnehmer. Das ist fast ein Viertel mehr als noch vor zehn Jahren. Das zeigt, dass es sich um einen Trend und nicht um eine Ausnahmeerscheinung handelt.
Finanzieller Druck nicht einziger Grund
Die Gründe sind vielfältig: Da ist der Selbstständige, der sich durch einen zusätzlichen Job finanziell absichert. Natürlich gibt es Menschen in Arbeitsverhältnissen mit niedrigem Lohnniveau, die mehrere Jobs brauchen, um über die Runden zu kommen. Unter Berufstätigen in körperlich sehr anstrengenden Berufen - wie der Pflege oder bestimmten Handwerken - kann man beobachten, dass immer mehr lieber weniger Stunden im Hauptberuf arbeiten und sich nebenher noch einen Job suchen, der etwas weniger kräftezehrend ist.
Manche reduzieren auch bewusst ihre Stunden im Hauptberuf, um sich persönlich besser verwirklichen zu können und gehen im zweiten Beruf ihrer kreativen Ader nach. Wieder andere arbeiten nebenher in einem Flexi-Job, um sich mehr leisten zu können, also weil sie einen größeren finanziellen Spielraum haben wollen.
Großer Anstieg bei Älteren
Die Entwicklung zeigt sich in allen Altersklassen. Allerdings ist unter Rentnern der größte Anstieg zu beobachten. Unter den Ü65-Jährigen, die noch beruflich aktiv sind, haben 70 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren zwei Jobs. Das waren zuletzt 72.000 und damit allein knapp 30 Prozent aller Erwerbstätigen mit zwei Jobs.
Auch dafür gibt es verschiedene Gründe: Nicht immer ist es die zu kleine Rente. Immer mehr Pensionäre wollen weiterhin aktiv sein und in Zeiten des Fachkräftemangels werden sie nicht selten auch gebraucht.
belga/sh
Sie schreiben: "Natürlich gibt es Menschen in Arbeitsverhältnissen mit niedrigem Lohnniveau, die mehrere Jobs brauchen, um über die Runden zu kommen." Ich frage mich bei solchen Aussagen immer, was daran natürlich sein soll, einer Arbeit nachzugehen und damit nicht seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Was soll das? Was ist das für eine Logik? Wieso reicht das nicht? Warum ist das kein Menschenrecht, mit einer Arbeitsstelle sein Leben finanzieren zu können?