Die Bauern setzen ihre Protestaktionen auch am Freitag fort. Die bisherigen Zugeständnisse der Politik reichen ihnen nicht aus.
Die Protestaktionen konzentrieren sich zunehmend auf die Vertriebszentren der Supermarktketten. Vor mehreren Warenlagern von Colruyt, Aldi, Lidl und Delhaize blockieren Landwirte die Zufahrten.
Mittlerweile werden bestimmte Waren in den Supermärkten knapp. Das betrifft vor allem frische Waren wie Obst und Gemüse. Der Einzelhandelsverband Comeos fordert die Bauern auf, in den nächsten Stunden freiwillig abzuziehen, ansonsten will der Verband eine einstweilige Verfügung erwirken, um die Blockaden zu beenden.
Hafen von Zeebrugge
Kritisch ist die Lage am Hafen von Zeebrugge. Dort hängen inzwischen rund 2.000 Lkw fest, viele von ihnen schon seit Tagen. Der westflämische Provinzgouverneur hatte am Donnerstag den provinzialen Notfallplan ausgerufen, um eine Versorgung der Fahrer zu gewährleisten.
Die Lastwagen, die jetzt noch in Richtung Zeebrugge unterwegs sind, werden nach Ostende umgeleitet. Am Flughafen von Ostende wird ein großer Parkplatz mit mobilen Duschen und Toiletten eingerichtet. Die Fahrer werden dort auch mit Lebensmitteln versorgt.
Inzwischen haben die Organisatoren der Blockade am Hafen von Zeebrugge alle dazu aufgerufen, die Aktion zu beenden. Das berichtet die VRT.
Die Landwirte blockieren auch am Freitag weiter Autobahnabschnitte und verschiedene Grenzübergänge in die Niederlande und nach Frankreich.
Verlinden setzt auf Dialog
Die föderale Innenministerin Annelies Verlinden hat erklärt, die Blockaden der Bauern aktuell nicht von der Polizei räumen lassen zu wollen. Es sei nicht an ihr, allgemein Straßenblockaden protestierender Landwirte aufheben zu lassen, so Innenministerin Verlinden in der VRT-Sendung "De Afspraak". Damit erteilt Verlinden zumindest vorläufig Forderungen aus Politik und Wirtschaft eine Absage, die Blockaden notfalls gewaltsam auflösen zu lassen, um weitere wirtschaftlichen Schäden zu minimieren.
Die beste Lösung sei eine Lösung durch Dialog. Und die Polizei habe bereits sehr viel Zeit und Energie in entsprechende Gespräche mit den Landwirten investiert.
Wenn sehr energisch durchgegriffen werde, könne die Situation eskalieren, so Verlinden weiter. Deswegen schätze die Polizei immer vor Ort die Lage ein und entscheide dann, was das beste Vorgehen sei.
De Croo fordert Ende der Blockaden
Premierminister De Croo hat die Bauern aufgefordert, die Blockaden zu beenden. Die Politik habe die Botschaft verstanden. Sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene habe man Vertreter der Landwirte empfangen und Gesprächsbereitschaft signalisiert. Daher sei jetzt der Moment gekommen, um die Aktionen einzustellen, sagte De Croo im flämischen Rundfunk.
Die EU-Kommission hatte den Landwirten unter anderem einen weiteren Aufschub von einem Jahr zugestanden bei der Verpflichtung, einen Teil der Anbaufläche brach liegen zu lassen.
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