Das große Chaos sollte es nicht werden. So hatte es zumindest einer der großen Bauernverbände, die Fédération Wallonne de l'Agriculture, FWA, noch am Freitag angekündigt. In der Zeitung La Libre Belgique stellte FWA-Chefin Marianne Streel für jeden Tag der Woche eine Aktion in Aussicht, jeweils in einer anderen Provinz. Dabei sollte es möglichst nicht zu größeren Störungen kommen.
Was am Montag dann passierte, deckt sich kaum mit dem, was Streel angekündigt hatte. Am frühen Nachmittag zählte die RTBF rund ein Dutzend Stellen in der gesamten Wallonie, an denen der Verkehr komplett oder teilweise zum Erliegen gekommen war. Grund immer derselbe: Blockaden durch Landwirte bzw. ihre Traktoren.
Immerhin: Die Öffentlichkeit war vorgewarnt. Denn schon am vergangenen Freitag fing es mit ersten Protesten an. Meist organisiert von einem anderen Verband als der FWA, nämlich dem Verband Fédération des Jeunes Agriculteurs, FJA. In ihm sind, wie der Name schon sagt, vor allem junge Landwirte organisiert. Und gerade sie haben die Nase voll von der aktuellen Politik, von den ganzen Einschränkungen ihres Berufes, von den Belastungen.
Aubin Fauvarque, Vorsitzender der FJA-Sektion Tournai, fasst die Gründe für die Protestaktionen wie folgt zusammen: "Unsere Eltern haben schon 2015 protestiert, sogar schon 2008, also deutlich früher. Und heute stellen wir fest, dass sich die Probleme nur noch vergrößert haben. Die Investitionen steigen immer mehr, die Belastungen werden immer schwerer zu stemmen, nicht zu sprechen von den administrativen Anforderungen, die auch immer mehr werden".
Clément Glorieux, Landwirt bei FairCoop, einer Kooperative, die auf nachhaltige Landwirtschaft wert legt, formuliert ähnliche Forderungen: "Die Regeln müssen einfacher werden, das erwarten wir. Die Verpflichtungen, die Einkommen müssen gerechter werden. Man hat sich angewöhnt, uns Prämien zu zahlen, um uns zufrieden zu stellen. Aber was wir wollen, sind angemessene Preise. Dazwischen besteht ein großer Unterschied".
Zu besonders großen Behinderungen kam es am Montag nördlich von Namur beim Autobahnkreuz Daussoulx. Dort kreuzen sich die Autobahnen E411 und E42. Dort waren schon am Sonntagabend zahlreiche Traktoren zusammengekommen. Und auch noch am Montagnachmittag blockierten rund 400 Traktoren die Fahrbahn sowie Auf- und Abfahrten.
Blockiert wurden Autobahnen auch an anderen Stellen, in insgesamt vier Provinzen. Der Grenzverkehr bei Luxemburg kam teilweise zum Erliegen. Allerdings nie komplett, weil die Bauern dort wie auch an anderen Stellen zwischendurch immer mal wieder ein paar Fahrzeuge durchließen, um dann wieder zu blockieren.
Besonders folgenreich war auch die Blockade bei Halle südlich von Brüssel. Auch dort blockierten zahlreiche Traktoren die Autobahn und Zufahrten auf den Brüsseler Ring.
Zu Auseinandersetzungen zwischen Bauern und frustrierten Autofahrern kam es dabei zunächst nicht. Ganz im Gegenteil sagte Landwirt Thomas Wittouck im Fernsehen der VRT: "Die Leute sind relativ auf unserer Seite und unterstützen uns. Das freut uns natürlich. Dass die Menschen uns verstehen. Dass sie ein bisschen von den schwierigen Umständen verstehen, in denen wir uns befinden".
Entgegen der ersten Ankündigung der Protestierenden, die Blockaden in Halle und am Autobahnkreuz Daussoulx nach dem morgendlichen Berufsverkehr aufzulösen, gab es die Blockaden bis in den Nachmittag hinein. Ein Ende wurde dann für nach dem Berufsverkehr am Abend angekündigt. Ob das so kommt, scheinen die Bauern vor Ort selbst nicht unbedingt zu wissen. Thomas Wittouck zumindest sagte: "Das kann in zwei Stunden vorbei sein, aber wir können auch noch am Freitag hier sein. Solange wir nichts Konkretes von den Ministern erfahren haben, lassen wir nicht locker".
Kay Wagner
Es ist in allen Branchen das Gleiche !
Wir sollten alle mitmachen …. Die Arroganz der EU, dieses Patriarchalische und immer einfach mal was bestimmen und verbieten ist nicht mehr auszuhalten !