Nichts ist frustrierender als ein System, das nicht funktioniert. Vor allem, wenn man sich schon an seine Vorteile gewöhnt hat. Wenn es um Probleme bei Rezepten geht, bekommen das im Zweifelsfall natürlich zuerst die zu hören, die die Rezepte ausstellen, also die Ärzte.
Die Patienten riefen die Ärzte aus der Apotheke an beziehungsweise die Apotheker selbst täten das, so Stefan Teughels von der flämischen Hausärztevereinigung Domus Medica in der VRT. Sie beschwerten sich dann, dass etwas schiefgelaufen sei, dass die Rezepte nicht im System hinterlegt seien oder dass die Personalausweise nicht eingelesen werden könnten, um auf die Rezepte zuzugreifen. Wenn die Ärzte das dann überprüften, dann stellten sie in der Tat fest, dass das elektronische Rezept nicht übermittelt worden sei.
Dieses Problem trete in letzter Zeit immer häufiger auf und werde von den Ärzten auch gemeldet. Es sei auch kein neues Phänomen, bestätigt Teughels am Donnerstag auch in der Zeitung Het Laatste Nieuws. Es komme vermehrt zu Unterbrechungen der Verbindungen zu E-Health, also der föderalen Online-Medizin-Plattform. Und wenn das System ausfalle, dann könnten eben keine Medikamente mehr verschrieben werden.
Über E-Health werden aber nicht nur Rezepte hinterlegt, sondern rechnen die Ärzte auch ihre Leistungen mit den Krankenkassen ab. Diese Rechnungen werden bei solchen Systemausfällen auch nicht übertragen, sprich die Ärzte werden nicht bezahlt.
Keine Fehlerberichte
Besonders ärgerlich dabei: Laut Domus Medica versendet E-Health keine Fehlerberichte, wenn etwas schiefgegangen ist. Die Ärzte werden also nicht informiert, dass die Übertragung fehlgeschlagen ist. Und jedes Mal manuell zu überprüfen, dass Rezept oder Rechnung tatsächlich angekommen seien, das sei ein viel zu großer Aufwand, unterstreicht Teughels.
Ein Zeitfenster scheint dabei übrigens besonders störanfällig zu sein. Montagmorgens gebe es quasi immer Probleme. Dafür gebe es auch eine zumindest teilweise logische Erklärung. Der Montagmorgen sei für Hausärzte immer die stressigste Zeit der Woche, denn da müsse alles aufgearbeitet werden, was am Wochenende passiert sei. Sehr viele Patienten bedeuteten sehr viele Verbindungen zu E-Health. Das belaste das System und führe eben zum Auftreten von Fehlern und zur Nicht-Übertragung von Daten.
Veraltete Computersysteme der Krankenkassen
E-Health selbst bestätigt derweil, dass es in den vergangenen Wochen zu Verzögerungen im System gekommen ist. Die meisten Probleme seien allerdings nicht auf die E-Health-App zurückzuführen. Ursache seien vielmehr häufig die veralteten Computersysteme der Krankenkassen. Das Ergebnis seien Verbindungsprobleme zwischen diesen Systemen und der E-Health-App. Laut Teughels sind so etwa 80 Prozent der Probleme auf Fehler bei den Krankenkassen zurückzuführen.
Das Kabinett des föderalen Gesundheitsministers Frank Vandenbroucke ist sich der Problematik ebenfalls bewusst. Solche Zwischenfälle würden registriert und es werde mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet, so Vandenbroucke etwa zu einem längeren Ausfall der Verbindung zur liberalen Krankenkasse.
Diese Zusage reicht Domus Medica allerdings nicht: Die Hausärztevereinigung bezeichnet die Situation als nicht mehr hinnehmbar. Deswegen soll das Problem nächste Woche vor die Nationale Kommission Ärzte-Krankenkassen gebracht werden.
Boris Schmidt