Belgien präsentiert sich am Mittwoch "ganz in weiß". In der Wallonie und in Ostbelgien ist das ja nichts Weltbewegendes. In den westlichen Provinzen Flanderns und auch in Brüssel passiert das aber, zumindest in dieser Form, buchstäblich nur alle Jubeljahre mal. Aber, wenn's dann mal richtig schneit, dann bricht in der Regel gleich das nackte Chaos aus. Vor etwas mehr als zehn Jahren, im März 2013, sorgte eine plötzliche, kurzzeitige Winteroffensive für einen neuen Staurekord: 1.600 Kilometer in ganz Belgien.
Überrascht wurde diesmal aber niemand. Schon seit Tagen warnen die Wetterdienste vor eben dieser Winteroffensive. Entsprechend gab's denn auch immer wieder Aufrufe an die Bevölkerung, doch bitte möglichst zuhause zu bleiben und nur das Fahrzeug zu nutzen, wenn's wirklich nicht anders geht. Diese Appelle wurden offensichtlich gehört, sagte in der RTBF Polizeihauptkommissar Didier Dochain. Im morgendlichen Berufsverkehr war längst nicht so viel los wie sonst. Das gilt für alle Landesteile: Die Straßen und Autobahnen insbesondere Richtung Brüssel waren sichtbar leerer als gewohnt.
Ab dem späten Vormittag wurde es dann aber richtig ernst. Erst begann es in der Provinz Hennegau und in Flandern zu schneien, gegen Mittag ging's dann auch in Brüssel los. Und das ganze Land verschwand mehr und mehr unter einem weißen Teppich. Einzige Ausnahme waren die Küste, sowie der äußerste Norden der Provinzen Antwerpen und Limburg, wo sich die Schneefälle noch mehr oder weniger in Grenzen hielten.
In der Wallonie wurde nach dem Mittag dann die sogenannte Alarmphase ausgelöst: Ab 13 Uhr wurden Lastwagen mit einer Länge von mehr als 13 Metern von einigen Autobahnteilstücken verbannt. Das LKW-Fahrverbot galt für die Autobahnen E25 und E42, ab Lüttich bzw. Verviers in Richtung Luxemburg, und das in beiden Fahrtrichtungen. Eine reine Vorbeugemaßnahme, denn jeder weiß, dass es insbesondere auf der E42 bei winterlicher Witterung nie lange dauert, bis sich die ersten Lastwagen querstellen. Und dann geht gar nichts mehr. "Unsere Aufgabe ist es allerdings, dafür zu sorgen, dass alle LKW auch einen sicheren Stellplatz finden", sagt Polizeihauptkommissar Didier Dochain.
Am Nachmittag spitzte sich die Lage immer weiter zu. Auf den Straßen und Autobahnen wurden die Straßenverhältnisse immer schwieriger. Selbst auf den großen Achsen war vielerorts nur noch eine Fahrbahn schneefrei; der Verkehr floss, wenn überhaupt, dann nur noch mit 50 Stundenkilometern.
Entsprechend die Lage im Öffentlichen Nahverkehr. In der Wallonie musste die TEC vor allem in den Provinzen Lüttich und Luxemburg den Betrieb nach und nach gänzlich einstellen. Auch in Charleroi wurden am Nachmittag die Busse in die Depots zurückbeordert. Das gleiche Bild in der Provinz Limburg, wo die Busse von De Lijn zwischenzeitlich nicht mehr verkehren konnten. In Brüssel hatte die Leitstelle der STIB alle Hände voll zu tun, um insbesondere den Busverkehr aufrechtzuerhalten, weil die Hauptstadt ja bekanntermaßen auch recht hügelig ist und immer wieder Fahrzeuge in Steigungen hängenblieben.
Im Bahnverkehr und an den Flughäfen blieb die Lage demgegenüber zunächst noch mehr oder weniger normal. Am Brussels Airport in Zaventem sei aber möglicherweise in den Abendstunden mit zunehmenden Verspätungen zu rechnen, hieß es.
Apropos Abendstunden. Wenn auch im Wesentlichen genau das eingetreten ist, was die Meteorologen vorhergesagt hatten, in einem Punkt lagen die Wetterprognosen dann doch nicht ganz richtig. Konkret: Das Schnee-Intermezzo wird zu allem Überfluss auch noch länger dauern als ursprünglich gedacht. "Noch am Mittwochabend erwarten wir schon wieder neue Schneefälle", sagte der VRT-Wetterfrosch Bram Verbruggen. Und das wird dann die Nacht über so weitergehen. Heißt: Auch Donnerstagmorgen wird sich die Lage wohl noch nicht unbedingt überall wieder normalisiert haben.
Roger Pint
Da ist es um so unverständlicher, dass die Schulen nicht geschlossen wurden.
Mich würde mehr interessieren was morgen ( Donnerstag ) mit den Schulen ist!!!