Für seine neue Kampagne rückt Child Focus einen ganz konkreten Fall in den Fokus. Und zwar den Fall von Glenn. Glenn hat sich vor sechs Jahren das Leben genommen, weil unfreiwillig ein Nacktfoto von ihm die Runde gemacht hat. Da war er gerade erst 15 Jahre alt.
2017 wurde ein gefälschter Instagram-Account eingerichtet, auf dem ein Nacktfoto von ihm geteilt wurde, mit seinem Namen und Vornamen. Fiese Kommentare und Chats, in denen er Thema war, waren die Folgen. Er sah danach keinen anderen Ausweg für sich und nahm sich das Leben. Seine Mutter Sandra hatte keine Ahnung, was vor sich ging, sagte sie jetzt der VRT.
Für die Kampagne wurde seine Telefonnummer wieder aktiviert, die 0492/79.58.30. Wer die anruft, hört Glenns Stimme und dann die Botschaft, dass er "nie wieder zu erreichen ist". Außerdem wird geschildert, was passiert ist (auf Niederländisch). Die französische Version hört man unter der Nummer 0493/79.58.30. Anschließend kann man eine Petition unterzeichnen, indem man seinen Namen hinterlässt.
So möchte Child Focus auf die Problematik von nicht einvernehmlichem Sexting hinweisen. Child Focus möchte junge Menschen wie Glenn beschützen gegen diese Art von sexuellem Missbrauch.
"Wenn ich einem Kind ersparen kann, was Glenn durchgemacht hat, dann kann ich auch einer Familie ersparen, was wir jetzt durchmachen müssen", sagte Glenns Mutter der VRT. Und sie hat noch einen Rat: darüber sprechen. Am besten eine Vertrauensperson suchen oder mit Child Focus reden. Das Problem verschwinde nämlich nicht von alleine. Und wer so ein Foto geschickt bekomme, solle es niemals weiterleiten und stattdessen sofort melden.
- Webseite der Kampagne "Appelez Glenn"
- Bilder von unfreiwilligem Sexting oder von sexuellem Missbrauch melden
Letztes Jahr hat Child Focus 151 Fälle von unfreiwilligem Sexting aufgedeckt. Das bedeutet, dass sexuell eindeutige Bilder oder Nachrichten unter Druck oder ohne Zustimmung ausgetauscht werden. Dabei werden wie im Fall von Glenn oft auch die privaten Daten der Opfer weitergegeben. In der Folge werden die Opfer oft gedemütigt, beschimpft, bedroht und erpresst.
Täter, aber auch die vielen Zuschauer, die Zeuge von grenzüberschreitendem Online-Verhalten werden, sind sich oft nur unzureichend bewusst, dass das, was online passiert, auch offline schwerwiegende Folgen hat.
vrt/lo