Rund 150 Menschen mit belgischer Staatsangehörigkeit befinden sich immer noch im Gaza-Streifen. Dort, wo Israel und die Hamas ihren Krieg gegeneinander unverändert fortsetzen.
20 Belgier konnten am Wochenende über die Niederlande nach Belgien zurückkehren. Dass schnell weitere Belgier folgen, scheint derzeit schwierig. Denn angeblich lässt die Hamas die Belgier nicht aus dem Gaza-Streifen heraus. Dazu erklärte Außenministerin Lahbib: "Wir wissen, wer diese Belgier sind. Sie werden auf der anderen Seite der Grenze bei Rafah erwartet von unseren Diplomaten und einem Militär-Attaché. Wir machen alles, um sie aus Gaza herauszuholen. Aber laut der Informationen, die wir zurzeit haben, soll angeblich die Hamas blockieren und verlangen, dass zunächst Verletzte aus Gaza herausgebracht werden."
Bei Lahbib stößt diese Forderung der Hamas auf keine Gegenliebe. Ganz im Gegenteil redete sie sich fast in Rage bei der RTBF: "Ich finde, dass das mehr als eine Erpressung ist. Ich finde, dass der gesamte Gaza-Streifen, die palästinensische Bevölkerung, Israel, in Wirklichkeit die ganze Welt als Geisel genommen wird. Ich finde, dass das, was dort passiert, extrem schlimm ist, eine Tragödie."
Um diese Tragödie zu beenden, setzt sich Lahbib im Namen Belgiens für eine sofortige humanitäre Waffenruhe ein. Denn, so begründet es die Außenministerin: "Die Bilder, die uns erreichen, sind extrem schockierend und beunruhigend. Das muss unbedingt aufhören."
Belgien hatte vor eineinhalb Wochen bei den Vereinten Nationen den Antrag von Jordanien unterstützt, der bereits damals schon genau das Gleiche gefordert hatte. Nämlich eine sofortige humanitäre Waffenruhe im Gaza-Krieg. Dass es bislang dazu nicht gekommen ist, bedauert Lahbib zutiefst.
Ihre Bemühungen darum stellt sie aber nicht ein. Am Montag seien der König von Jordanien und der jordanische Außenminister in Belgien. Mit beiden sollen weitere Möglichkeiten abgestimmt werden, wie den Menschen in Gaza schnell und gut geholfen werden könne.
Und langfristig sieht Lahbib nur in einer Zwei-Staaten-Lösung eine Möglichkeit für Frieden in der Region. "Die einzige Lösung für den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ist es, Israelis und Palästinensern zu erlauben, Seite an Seite in zwei Staaten zu leben. Ganz egal, wie genau das aussehen wird. Ob das ein konföderativer Staat sein wird, ein föderaler Staat oder zwei getrennte Staaten."
Man könne sie als naiv bezeichnen, fügte Lahbib hinzu. Ab wenn jemand einen anderen Vorschlag habe, würde sie ihn gerne hören. Bislang habe allerdings niemand einen anderen Vorschlag auf den Tisch gelegt.
Kay Wagner