Von einem "Diät-Wundermittel" ist die Rede, von "purzelnden Kilos", von einem "Abnehm-Wunder". Ozempic ist seit einiger Zeit ein großes Thema. Entwickelt wurde das Präparat eigentlich für Patienten mit Typ-2-Diabetes. Das Medikament wirkt auf den Blutzucker ein: Die Insulinabgabe durch die Bauchspeicheldrüse wird erhöht, gleichzeitig setzt die Leber auch weniger Zucker frei.
Der Effekt ist, dass man weniger Hunger hat und sich länger satt fühlt. Das klingt auch in den Ohren derer interessant, die ein paar Kilos zu viel auf den Rippen haben. Seit einiger Zeit gibt es einen regelrechten Ansturm auf Ozempic, die vermeintliche Wunderwaffe gegen Hüftgold.
Abgesehen davon, dass es sich immer noch um ein verschreibungspflichtiges Medikament handelt, was eine ganze Reihe von "Bedenken" schüren kann, sorgt dieser Boom im Moment auch auf einer ganz anderen Ebene für unerfreuliche Nebenwirkungen. Der dänische Ozempic Hersteller Novo Nordisk kommt nicht hinterher. Weil Novo Nordisk im Moment das Monopol auf das Präparat hat, sorgt das immer häufiger für Engpässe. Das geht mitunter so weit, dass das Präparat zumindest zwischenzeitlich auch nicht mehr den Patienten zur Verfügung steht, für die es entwickelt wurde, also Menschen mit Typ-2-Diabetes.
"Das darf nun auch nicht sein", sagt jetzt der föderale Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke. Er werde einen Beschluss vorbereiten, der explizit festlegt, dass Ozempic nur den Patienten vorbehalten sein muss, die es wirklich nötig haben, dass es also nicht Menschen verschrieben werden darf, die nicht unter Diabetes leiden.
Ein solches Verbot für Nicht-Diabetes-Patienten hatten schon verschiedene Verbände gefordert. Auch der flämische Hausärzte-Verband Domus medica begrüßt die Maßnahme. Ozempic sei ein wichtiger Wirkstoff, der vielen Patienten wirklich helfe, sagte Domus-medica-Sprecher Jeroen van den Brandt in der VRT. Man müsse denn auch dafür sorgen, dass das Präparat für diese Menschen immer in ausreichendem Maß zur Verfügung stehe.
Ozempic keine nachhaltige Lösung
Davon abgesehen: Für Menschen, die einfach nur abnehmen wollen, sei Ozempic ohnehin nicht das Wundermittel, für das es im Moment häufig gehalten wird, sagt Jeroen van den Brandt. Klar hätten Patienten gerne schnelle Ergebnisse. Nur sei Ozempic oft keine nachhaltige Lösung. "Wir sagen unseren Patienten denn auch, dass Bewegung und eine ausgewogene Ernährung natürlich von tragender Bedeutung sind und bleiben, ob man nun Ozempic nimmt oder nicht."
"Keine nachhaltige Lösung", sagt der Hausarzt. Das bestätigte in der VRT auch Bart Van der Schueren, Professor für Endokrinologie an der KU Löwen. Es gebe da ein Missverständnis, sagt der Experte. "Viele Menschen nehmen Ozempic für einige Monate und setzen es - wenn sie ein paar Kilos los sind - wieder ab. Dann werden sie aber gleich wieder zunehmen. Denn Ozempic ist ein Medikament, das dauerhaft genommen werden muss."
Professor Van der Schueren übt dennoch leise Kritik an der Maßnahme von Frank Vandenbroucke. Sie sei zwar nachvollziehbar, nur vergesse man da eine Gruppe von Menschen, nämlich die, die unter Obesitas leiden, also starkem Übergewicht. Für sie sei Ozempic letztlich auch die einzige Alternative.
Die Maßnahme sei nicht für die Ewigkeit, reagiert Vandenbroucke. Vielleicht müsse das Verbot nur einige Monate aufrechterhalten werden, vielleicht auch nur ein paar Wochen. Nur müsse man angesichts der Engpässe jetzt doch mal eingreifen. Unverbindliche Empfehlungen scheinen leider nicht zu reichen.
Roger Pint