"Plastik kommt quasi überall zum Einsatz", erklärt die Umwelttoxikologin Jana Asselman gegenüber der VRT. "Deswegen verschmutzt es mittlerweile auch alles, den Boden, das Wasser und selbst die Luft. Und weil das so ein großes Problem sei, stehe das beziehungsweise die Frage, was dagegen unternommen werden könne, auch schon sehr lange auf der Agenda der EU."
Was die Europäische Union jetzt ins Visier genommen hat, ist aber eine ganz besondere Art Plastikpartikel, nämlich die ganz kleinen, das sogenannte Mikroplastik. "Als Mikroplastik bezeichnet man Plastikteilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind", führt die Umwelttoxikologin Greet Schoeters aus.
Solches Mikroplastik ist biologisch nicht abbaubar. Es enthält außerdem auch noch schädliche chemische Substanzen, die letztlich die Umwelt verschmutzten. Nach Schätzungen landen allein in der Europäischen Union Jahr für Jahr ungefähr 42.000 Tonnen Mikroplastik in der Natur.
Mikroplastik landet im Körper
Mikroplastik ist auch alles andere als harmlos, denn es bringt die Ökosysteme ins Ungleichgewicht und reichert sich an. Zum Beispiel in Gemüse, in Früchten und Lebewesen, sprich auch in Fleisch und Fisch. Und Mikroplastik ist in unserem Trinkwasser.
Anders gesagt: Über die Nahrungskette nehmen wir täglich unfreiwillig Mikroplastik auf, es ist sogar schon in Blut, Stuhlgang und selbst in der Plazenta nachgewiesen worden.
Wie schlimm das ist, vor allem langfristig, darauf gibt es noch keine abschließende Antwort. Forscher befürchten, dass sich Mikroplastik im Körper möglicherweise negativ auf unser Immunsystem und den Stoffwechsel auswirken könnte, auf die Darmflora und sogar auf die Fruchtbarkeit.
Das werde aktuell intensiv untersucht, so die Molekulartoxikologin Karen Smeets am Montag in der Zeitung Gazet van Antwerpen. Allerdings wisse man schon jetzt, dass Mikroplastik beispielsweise bei Meereslebewesen Schäden anrichten könne.
Es gibt Alternativen
Wie wirksam das EU-Verbot von Produkten mit Mikroplastik als Bestandteil sein wird, daran scheiden sich allerdings schon jetzt die Geister. Fachleute warnen beispielsweise, dass die bei weitem größte Quelle für die Umweltverschmutzung mit Mikroplastik Abrieb von größeren Produkten aus Kunststoff ist, beispielsweise von Autoreifen, Textilien oder Plastikmüll jeglicher Art.
Neben rein mechanischem Abrieb sorgt beispielsweise auch Licht dafür, dass sich Plastik nach und nach in immer kleinere Partikel zersetzt. Viele Experten sind aber dennoch fest davon überzeugt, dass jede Reduzierung von Mikroplastik gut ist. Also auch das Verkaufsverbot für Kosmetik- und andere Produkte, denen Plastikkleinstpartikel als Zutat hinzugefügt werden.
Außerdem gibt es Alternativen. Statt Mikroperlen aus Plastik soll bei Kosmetikprodukten etwa Sand zum Einsatz kommen können. Auch Kaffeesatz, oder fein gemahlener Zucker und Obstkerne seien eine Option. Auch bei Glitzer droht kein komplettes Aus durch das EU-Verkaufsverbot, denn Glitzer könne auch auf Basis von Titan und anderen Mineralien hergestellt werden, sagen Experten.
Allerdings scheinen die bisher kommerziell erhältlichen, umweltfreundlicheren Glitzeralternativen längst nicht alle zu überzeugen: Bio-Glitzer sei zwar eine Alternative, räumt die Schminklehrerin Heidi Daems ein. Aber leider sei der Glitzergehalt zwischen den alten und den neuen Produkten absolut nicht zu vergleichen.
Run auf Glitzer
Manche hat das Verkaufsverbot der EU zwar relativ kalt erwischt, aber andere, insbesondere Menschen, die professionell viel mit Glitzer arbeiten, haben sich schon länger darauf vorbereitet. Andere wiederum haben kurzfristig noch massiv zugeschlagen, stellenweise ist von regelrechten Runs auf Glitzer-Vorräte und Panikkäufen berichtet worden.
Sie werde jedenfalls die nächsten zehn Jahre über die Runden kommen mit dem Glitzer-Vorrat, den sie angelegt habe, so Daems.
Boris Schmidt