DJ Anoebis heißt mit bürgerlichem Namen Jos Vranken und kommt aus Maarkedal in der Provinz Ostflandern. Am Tag vor dem Massaker hatte er auf dem Festival aufgelegt, zum Zeitpunkt des Anschlags war er aber schon in Tel Aviv, um nach Belgien zurückzufliegen. Wegen des Raketenbeschusses durch die Hamas ist sein Rückflug auf unbestimmte Zeit verschoben.
Von Bekannten und Freunden ist er über das informiert worden, was vor Ort in der Wüste rund sechs Stunden nach seiner Abfahrt passiert ist. "Nach all dem, was ich gehört habe, war alles so wie immer auf so einem Festival. Aber plötzlich sind dann Hamas-Mitglieder mit Gleitschirmen auf das Festival-Gelände geflogen. Gleichzeitig sind andere Hamas-Kämpfer mit Mopeds und Autos aufgetaucht", erzählt er der VRT von Tel Aviv aus.
Was dann folgt, erinnert an das Gemetzel im Konzertsaal Bataclan in Paris am 13. November 2015. Damals hatten drei islamistische Terroristen dort genau das gleiche getan. "Sie sollen zunächst ein paar Handgranaten in das Publikum geworfen haben", sagt der DJ. "Danach haben sie angefangen, mit Kalaschnikows zu schießen. Andere Hamas-Kämpfer standen an den Ausgängen, um diejenigen, die weglaufen wollten, auch niederzumetzeln."
Alles hört sich danach an, als ob der Überfall auf das Festival genaustens geplant worden sei. Trotzdem gelingt einigen Besuchern die Flucht. Bilder davon kursieren auf sozialen Medien. Auch Vranken hat viele dieser Videos gesehen. "Auf allen Bildern, die ich bekommen habe, rennen die Menschen um ihr Leben", erzählt er. "Ich kenne leider auch viele Menschen, die verletzt wurden und einige, die jetzt tot sind. Wahrscheinlich 50 bis 70 Menschen sind auch gekidnappt worden. Vor allem Mädchen, die nach Gaza verschleppt worden sind."
Belgier sollen nach bisherigen Informationen nicht unter den Opfern des Festivals sein, Deutsche allerdings schon. Die VRT berichtet von der 22-jährigen Shani Louk, die sich jetzt als Geisel in den Händen der Hamas befinden soll. Die junge Frau hat neben der deutschen auch die israelische Staatsangehörigkeit.
Die VRT zeigt ein Video der deutschen Mutter von Shani. "Man hat uns ein Video zugeschickt, wo ich eindeutig unsere Tochter erkennen konnte. Bewusstlos im Auto mit den Palästinensern und wie sie den Gazastreifen abgefahren sind", erklärt die Mutter. "Ich bitte jede Hilfe oder jede Neuigkeiten bitte zu uns zu schicken. Vielen Dank."
Kay Wagner